Das Ösling im Norden des Landes umfasst etwa ein Drittel der Landesfläche und gehört dem Eifel-Ardennen-Mittelgebirgsblock an. Charakteristisch sind Hochebenen (mittlere Höhe etwa 450 m NN, höchste Erhebung 560 m NN) und Täler, die sich teilweise tief in die Landschaft gegraben haben. Geologisch besteht das gesamte Ösling aus Devon (Schiefergesteine und Quarzite). Diese Landschaft hat eine lange Geschichte, die mehr als 400 Mio. Jahre zurück liegt.
- Variskische Faltung
Die Entwicklung begann im Karbon, vor mehr als 300 Mio. Jahren, als sich zwei Erdplatten (Laurussia und Gondwana) aufeinander zu bewegten. Dabei falteten sich die Gesteine zum „Rheinischen Schiefergebirge“ auf. Dieses Gebirge wurde wieder abgetragen. Übrig geblieben ist eine flache Insel. Den Abtragungsschutt findet man in den Gesteinen aus der Buntsandsteinzeit, die zwischen Vianden und Bettborn den Nordrand des Luxemburger Gutlandes bilden.
- Entstehung der Hochflächen bis zum Tertiär
Im tropischen Klima des Tertiärs, vor etwa 60 Mio. Jahren fand die Einebnung der verbliebenen Insel ihre „Vollendung“. Sie lag nur wenig über dem Meeresspiegel.
- Heraushebung der Ardennen seit dem Tertiär und Entstehung der Hochflächen
Seit etwa 65 Mio., Beginn des Zeitalters Tertiär, formen sich durch Heraushebung der Fastebene die heutigen Hochgebiete Ardennen und Eifel. Ausgelöst wurde dieser Prozess durch den Zusammenstoß der Kontinente Eurasien und Afrika. Dadurch wurde aus der flachen Insel im Norden Luxemburgs langsam eine Hochfläche. Die heutigen Hochflächen sind die Überreste der Oberfläche dieser alten Insel. Deshalb ist der Horizont im Ösling (fast) eine gerade Linie. In den letzten 1,5 Millionen Jahren hob sich die Hochfläche um Beträge zwischen 120 und 130 m! Diese Heraushebung dauert bis heute an, jedoch so langsam, dass man sie als Mensch kaum bemerkt.
- Entstehung der Tälern
Durch die Hebung, die vor etwa 50 Millionen Jahren einsetzte, nahm das Gefälle in den Flüssen zu. Sie begannen sich in diesen aufsteigenden Block einzuschneiden. Im tropischen Klima des Tertiärs entstanden zunächst breite und flache Täler, die mehrere Kilometer breit sein konnten. Vor etwa 700.000 Jahren, während des Eiszeitalters, wurde die Hebung stärker und die Flüsse schnitten sich dementsprechend tiefer ein. Dabei gab es einerseits Zeitabschnitte, in denen sich die Flüsse aufgrund des Klimas oder einer starken Hebung schnell und tief einschnitten, andererseits aber auch Zeiten, in denen sie ihr Bett aufschotterten und breite Talböden bildeten. Die Reste dieser alten Talböden sind heute als Terrassen an den Talhängen zu erkennen.
8 = Härtling
7 = Rumpfflächenregion (Hochflächen)
6 = Trogflächenregion
5 = Höhenterrasse
4 = untere und obere Hauptterrasse
3 = untere und obere Mittelterrasse
2 = obere Niederterrasse
1 = Talboden und Hochflutbett
Quelle: WIESE, Bernd (1969): Die Terrassen des Ourtales. – Luxemburg (Veröffentlichungen des luxemburger geologischen Dienstes, Vol XVIII)
- Mäander
Ab der so genannten Mittelterrassenzeit entstanden in den breiten, aufgeschotterten Tälern Flussschlingen („Mäander“). Wenn das Gefälle dann durch die Hebung wieder stärker wurde und sich die Flüsse tiefer eingruben, behielten die Flüsse ihren geschlungenen Lauf bei.
Das Devon begann vor etwa 410 Millionen Jahren und endete vor etwa 355 Millionen Jahren. Im Devon eroberten Pflanzen und Tiere auch das Festland. Große Teile von Mittel- und Südeuropa waren von Meeren bedeckt, die durch flache Schwellen und Inseln voneinander getrennt waren. Im Süden lag der riesige Kontinent Gondwana und im Norden der Kontinent Laurussia (auch bekannt als „Old-Red-Kontinent“). Diese Meere lagen in der Nähe des Äquators, also in den Tropen. Östlich von uns erstreckte sich von der Eifel bis zum Harz ein Gürtel aus Korallen- und Algenriffen. Dort entstanden fossilreiche Riffkalke mit zahlreichen Fossilien, die man zum Beispiel um Prüm und Gerolstein in der Eifel finden kann. Im Ösling wurden in diesen Meeren vor allem Ton und Sand abgelagert. Wo sich der Meeresboden besonders lange und intensiv senkte, entstanden devonische Gesteinsschichten mit mehr als 10 km Dicke („Mächtigkeit“). Diese Gesteine wurde verfestigt und dann durch Druck und Hitze umgewandelt („Metamorphose“). Aus dem Ton entstanden dadurch Schiefergesteine, aus dem Sand Quarzsandsteine und Quarzite.