Die älteste Wassermühle in Enscheringen stammt aus dem Jahr 1334 und ist damit die älteste noch bestehende Wassermühle in ganz Luxemburg. Bis 1954 mahlte die Rackésmillen Korn, das zur Brotherstellung diente. Das heutige Gebäude wurde 1824 errichtet. Die Rackésmillen ist bis heute voll funktionsfähig. Ein kleiner Wasserlauf treibt unverändert seit dem Jahre 1824 das knarrende Mahlwerk der Rackésmillen.
Die Rackésmillen war seit 1919 im Besitz der Familie Racké. Der letzte Müller, Herr Willy Racké, stellte kurz nach dem Tod seines Vaters 1968 den Kundenbetrieb ein. Die Familie verkaufte die Mühle nicht, sondern betrieb sie als Hobby. So hielt Willy Racké die Mühle weiterhin funktionsfähig und führte sie Freunden und Besuchern vor. Als er sich schließlich aus Altersgründen ernsthafte Gedanken über einen Verkauf machen musste, fand sich 2001 mit dem Naturerlebniszentrum „Robbesscheier“ ein Käufer, der bereits seit längerem an einer funktionstüchtigen Mühle zur Abrundung seines Programmangebotes für Touristen und Schulklassen interessiert war. Die Mühle ist weiterhin in Betrieb und kann besichtigt werden. Das Gebäude wurde renoviert, die Anlagen restauriert und erweitert.
In der Rackésmillen ist die Anlage von 1902 bzw. 1934 sowie der alte Mahlgang bis heute funktionstüchtig erhalten. Dazu gehören
- das unterschlächtige Wasserrad,
- die Transmissionen,
- der Walzenstuhl,
- der Elevator,
- der Plansichter,
- der Sackaufzug und
- der alte Mahlgang.
Da sich die Technik beim Mahlgang seit der frühen Neuzeit nahezu gleich geblieben ist und sich auch am Prinzip der Walzenstühle wenig verändert hat, bietet diese Mühle einen Einblick in die Mühlentechnik der letzten 400 Jahre.
Die Rackésmillen wurde aufgrund des geringeren Gefälles wahrscheinlich schon immer von einem unterschlächtigen Wasserrad angetrieben. Das heutige Mühlrad besteht aus einem Grundgerüst aus Stahl, auf das Schaufeln aus Holz montiert sind. Um einen höheren Wirkungsgrad zu erzielen, weisen sie einen Knick auf.
Ein Mahlgang besteht aus zwei Mühlsteinen, die übereinander liegen. Der untere Stein („Bodenstein“, D) liegt fest, während sich der obere Stein („Läufer“, C) dreht. Beide Steine sind mit einer Holzverkleidung („Holzhütte“) verkleidet. Der Läufer wird vom Wasserrad über den Wellbaum (F), Treibstockräder (G und H) oder eine Transmission sowie das Mühleisen (E) angetrieben. Da die beiden Steine sich nicht direkt berühren und in den Läufer sogenannte Steinschärfen eingehauen sind, wird das Mahlgut zerschnitten und zerrieben. Das Mehl fällt seitlich aus dem Spalt zwischen den beiden Steinen heraus. Es gelangt über eine Mehlrutsche und verschiedene, grobe Siebe zu den Absackstutzen.
Kern des Walzenstuhls sind zwei Walzen (A und B), die sich gegenläufig und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit drehen. Zwischen ihnen wird das Mahlgut gemahlen. Die kleinere Walze oben („Speisewalze“, c) sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Mahlgutes. Da der Walzenstuhl im 1. Stock aufgestellt ist und das Mahlgut von oben her zugeführt wird, war auch in der Rackésmillen ein Sackaufzug erforderlich, um das angelieferte Getreide nach oben und die fertigen Produkte wieder nach unten zu befördern. Äußerlich sichtbar ist das an dem kleinen Erker über der Eingangstür.
Ein Elevator ist im Prinzip nichts anderes als ein Aufzug für das Mahlgut, das unten aus dem Walzenstuhl herauskommt und zum Sieben und für einen weiteren Mahlgang wieder nach oben befördert werden muss. Kern eines Elevators ist ein Endlosgurt, an dem Becher montiert sind. Sie nehmen das Mahlgut unten auf, befördern es nach oben und werfen es dort aus. Dieser Gurt ist von einem geschlossenen Gehäuse (Elevatorschacht) umgeben. Auch der Elevator der alten Anlage wird in der Rackésmillen über eine Transmission vom Wasserrad angetrieben.
In der Rackésmillen hängt der Plansichter ganz oben unter dem Dach. Dabei handelt es sich um eine Art großen Kasten, der an Bambusstangen flexibel aufgehängt ist und über eine Transmission sowie einen Exenter in Schwingungen versetzt wird. Innen sind übereinander Siebe mit immer kleinerer Maschenweite montiert, über die sich kleine Bürsten bewegen, damit sie sich nicht zusetzen. So kann das Mahlgut, das im Walzenstuhl gemahlen und mit dem Elevator nach oben befördert wurde in seine verschieden großen Bestandteile getrennt werden. Die Schalenbestandteile und der Schrot werden aussortiert, die gröberen Mehlqualitäten und der Grieß können für einen weiteren Durchgang wieder dem Walzenstuhl zugeführt werden.
Da der Walzenstuhl im 1. Stock aufgestellt ist und das Mahlgut von oben her zugeführt wird, war auch in der Rackésmillen ein Sackaufzug erforderlich, um das angelieferte Getreide nach oben und die fertigen Produkte wieder nach unten zu befördern. Äußerlich sichtbar ist der Sackaufzug an dem kleinen Erker hoch über der Eingangstür.