Legenden und Geschichten zum Vorlesen und Weitererzählen

Genau wie andere Burgen sind auch mit der Schuttburg viele Legenden, Sagen und Geschichten verbunden. Darunter sind witzige Anekdoten, echte Literatur, Historisches und Erfundenes wie zum Beispiel:

Von Gängen und Brunnen
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Auch bei der Schuttburg wird in den umliegenden Dörfern bis heute von geheimen Gängen und einem tiefen Brunnen gesprochen.

Ein Gang soll von der Burg aus hinauf zum Consthumer Friedhof, der zweite dagegen hinunter zum Fluss Klerf führen. Außerdem taucht immer wieder die Geschichte vom Schatz in einem geheimen Verlies auf. Schließlich soll der Brunnen 100 m tief sein, damit die Burg mit Grundwasser von der Klerf versorgt werden konnte.

Alle diese Geschichten dürften aber frei erfunden sein. Solch tiefe Brunnen konnte man im 12. und 13. Jh. noch gar nicht graben. Das bergmännische Können, um einen 100 m tiefen Brunnen zu bauen, entwickelte sich erst im 15. Jh., also am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit. Aber auch zu dieser Zeit dürfte der Herrschaft Schuttburg das Kapital für einen solchen Brunnen gefehlt haben. Das Gleiche gilt dann für die beiden Geheimgänge. Die Überreste des „Brunnens“ im älteren Teil der Schuttburg stammen also wohl eher von einer Zisterne.

Legenden weben sich um die Schüttburg
Kribsewé
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Die Legende vom Kribsewé geht zurück auf ein Ereignis im Jahr 1748. Anton Blom und Johann Cart aus Hoscheid hatten in der herrschaftlichen Fischerei gewildert. Sie waren vom Schlossherren erwischt worden, als sie in der Klerf Krebse fingen. Daraufhin wurden sie dazu verurteilt, den Weg von der Burg hinunter zum Kribsebaach zu bauen. Der Weg musste teilweise aus dem Felsen herausgehauen werden. Die beiden brauchten mehr als drei Monate, vom 16. September bis zum 21. Dezember. Alexander Joseph von Hoefnagle, der damalige „Herr von Schuttburg“ stellte ihnen neben Picke, Hammer und Brecheisen auch die übliche Kost. Außerdem zahlte er einen Taler für den Unterhalt ihrer Werkzeuge. Die Legende berichtet nun, dass die beiden ihn dafür verfluchten. Der Fluch lässt ihn bis heute keine Ruhe im Grab finden. Um Mitternacht trifft er sich mit dem „Wilden Grafen von Wilwerwiltz“ und dem „Grafen von Enscherange“ in der Turmkammer. Dort lässt ein Gespenst ein Trinkhorn mit siedendem Öl herumgehen, das ihnen bei jedem Schluck aufs Neue den Hals verbrennt. Dem „Herrn von Schuttburg“ kriechen außerdem Unmengen von Krebsen über den Rücken und zwicken ihn mit ihren Scheren. Der Weg heißt bis heute „Kribsewé“. An kalten Tagen soll man noch die Schweißtropfen der beiden Männer wie Perlen an den Felsen glitzern sehen. Alexander Joseph von Hoefnagle starb 1764 auf der Schuttburg. Er wurde in der alten Consthumer Kirche begraben. Heute steht sein Grabstein auf dem Consthumer Friedhof.

Der Kribsewé

Franz Binsfeld hat diese Legende literarisch umgesetzt:

Wann d’Hallefnuecht bruckt iwer d’Schibbrecher Schlass
da wéimert de Keizche mat raschtejer Strass;
de Fiisjen de billt bal biergop a biergof,
an d’Echelen huupsen a fanne ké Schlof.
Emglönnert ass d’Schlass mam zerbölzte Gesiicht,
an d’Kummer am Tuur ass mat Kärze beflicht.
Do sötzen drei Rötter beim knubblechen Dösch,
en Téinen an Dédechen haalt durch de Bösch.
Dé Wölle vu Wölwerwoltz birelt sech blo,
den Eischer, dé Schibbrecher kommen net no.

Nach drekt op dém ale Gemeier
de Fluch, dén de Jupp huet gedoon,
wé hie fir dem Barong sei Geier
huet missen de Kriipsewé schloon.

Et sötzen drei Rötter beim Wein mat der Kaart,
dat ass en Tornéiren do héich iwer d’Paart.
De Barong vu Schibbrech huckt do sou bleech,
ei, géif en dach spillen, e kriit jo de Streech!
Dach stuerkt en an zekt mat vergeeschtertem Blék,
sou grous wéi e Schof sétzt e Kiips him um Rék;
dé schléit him seng Geisslen ein d’Kopp, op de Baak,
an d’Zaangen zerbeissen den Hals an den Aak.
Eng Hellewull Kriipsen, e wabblechen Trapp
déi kommen nach hannen, do geet him den Dapp.

Sou klonkt un dém ale Gemeier
de Fluch, dén de Jupp huet gesprach;
well d’Kriipsen déi koumen hien deier:
de Jupp huet de Wé hei gebrach.

Daat ass nach de Fluch, dén de Jupp huet gedoon;
an d’Fielz huet e missen de Kriipsewé schloon.
De Jupp huet verbènzt gier gekriipst a geföscht,
du gouf e vum Barong beim Kriipsen erwöscht.
De Jupp musst de Kriipsewé briechen zur Strof,
de Fluch hölt dem Barong am Graaf nach de Schlof.
Verangscht ass sei Spillen, him klabbert d’Gebék,
him krabbelen d’Kriipsen sou kal op de Rék. –
Do trappt et durch d’Hecken, well d’Auer schléit Eng;
all Geeschter verschwannen an d’Luucht ass rem rèng.

Verdreemt op dém ale Gemeier
gin d’Stieren am fröndleche Bou,
de Bierch ass rem stöll a geheier,
d’Gedéisch könnt och nés zur Rou. –

(Franz Binsfeld)

Räuber als Mönche
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Als etwa zu Anfang des 16. Jh. die Ortschaften der Ardennen häufig durch umherstreifende Räuberbanden beunruhigt wurden, machte es sich der damalige Herr von Schieburg zur Aufgabe, mit aller Macht gegen dieselben loszuziehen. Wegen dieses Vorgehens beschlossen verschiedene Räuberanführer, Rache an genanntem Herrn zu nehmen.

Eines Abends kamen zwei Männer in Mönchskutten auf der im wildromantischen Ourthale gelegenen Burg Falkenstein an und begehrten dort zu übernachten. Der Burgherr, welcher für Geistliche und Ordensleute eine hohe Achtung hatte, nahm sie freundlich auf und ließ sie auf’s Beste bewirten.

Am anderen Tage erklärten die beiden angeblichen Mönche, dass sie nach der Schieburg zu reisen beabsichtigten, dass sie aber des Weges nicht recht kundig wären. Der Her von Falkenstein beorderte nun seinen Kammerdiener, ein Junge von etwa 16 bis 17 Jahren, ihnen zum Wegweiser zu dienen.

Dieser Junge war ein geborener Italiener, da er aber schon mehr als drei Jahre in des Falkensteiners Dienste war, so redete er die deutsche Sprache fließend. Unterwegs führten die beiden verkappten Mönche in italienischer Mundart ihr Gespräch, ohne weiter auf ihren Begleiter zu achten. Als sie nun so etwa drei Stunden zurückgelegt hatten, fragten sie ihren Wegweiser, wie weit es noch bis zur Schieburg sei. Nachdem dieser ihre Frage beantwortet und ihnen die Richtung des Weges angegeben, fragte ihn einer, ob er kein Italienisch verstehe. Der junge Bursche verneinte es. Wohlan, sprach der andere Mönch auf Italienisch: „Du bist glücklich, mein Junge, dass du kein Italienisch verstehst, andernfalls hätten wir dir das Heimkehren verleiden müssen.“ Sie entließen nun denselben, ihm auf’s freundlichste für seine Dienste dankend.

Kaum war der junge Führer zu seinem Herrn nach Falkenstein zurückgekehrt, als er ihm getreulich Bericht über die Unterhaltung der beiden Mönche erstattete. Durch diese Unterhaltung hatte er herausbekommen, dass jene vorgegebenen Mönche nichts mehr und nicht minder als zwei Räuber-Anführer waren, welche mit ihren Spießgesellen Rache an dem Herren von Schieburg zu nehmen beabsichtigten. Gemäß ihrem Vorhaben sollten sie sich vom Schieburger gastfreundlich aufnehmen lassen, ihren Spießgesellen, welche sich in den umliegenden Wäldern im Hinterhalt befanden, durch ein verabredetes Zeichen andeuten, dass alles bereit sei; in der Nacht denselben heimlich das Schlosstor öffnen, dann über die Bewohner während des Schlafes herfallen, sie alle niedermachen um dann das Schloss zu plündern.

Was war nun zu tun? Es war bereits Nacht und ehe ein Boote von Falkenstein Schieburg erreichen konnte, hätte das Unglück schon geschehen sein können. Des Falkensteiners Töchterchen wusste Rath. „Vater“, sprach sie, „du weißt, dass mir neulich meinen geliebte Freundin Adelheit von Schieburg eine Taube geschenkt; wenn wir dieser ein Warnungsbriefchen an den Hals hingen und sie fliegen ließen, ich wette, dass sie schnurstracks nach Schieburg zurückfliegen würde.“ Gesagt, getan! Dem Täubchen wurde ein Warnungsbrief an den Hals gehängt und man ließ sie fliegen.

Mittlerweile waren unsere sauberen Mönche auf Schieburg angekommen. Sie wurden dort liebreich aufgenommen und ließ ihnen der Schlossherr ein herzhaftes Abendmahl bereiten. Kurze Zeit nach dem Nachtessen klagten Beide über Müdigkeit und verlangten zu Bette zu gehen. Man willfahrte ihrem Wunsche.

Als nun der Schieburger mit seiner Tochter allein im Salon unter heiterem Gespräche saß, schwirrte auf einmal etwas am Fenster. Beide schauten erstaunt auf. „Wie“, sprach der Herr, „ist das nicht eine Taube?“ „Freilich“, sagte die Tochter, „und irre ich mich nicht, so ist es die Taube, die ich dem Falkensteiner Fräulein geschenkt; aber was hat sie am Halse?“ Das Fenster wurde geöffnet und man hatte gar keine Mühe, das zutrauliche Tierchen einzufangen und ihm seine Botschaft abzunehmen. Nach vorgenommener Durchlesung des Briefes sahen sich Vater und Tochter erschrocken an. „Soll es denn wirklich wahr sein?“, sprach der Vater, „dass in diesen angeblichen Mönchen Räuberanführer stecken!“ „Vater“, sprach die Tochter, „beim ersten Anblick beargwohnte ich diese Mönche; wir müssen auf unserer Hut sein.“ „Ja“, sprach der Vater, „jetzt da wir gewarnt sind, haben wir nichts mehr von ihnen zu fürchten, ich will Maßregeln treffen, vermittelt welchen ich der ganzen Bande habhaft werden kann.“

Der Herr weckte nun alle seine kampffähigen Leute in aller Stille, bewaffnete sie und bereitete sie auf den Angriff vor; dabei verhielt man sich so ruhig, als wenn nicht das Geringste im Schloss vorgefallen wäre.

Um Mitternacht verließen unsere Mönche heimlich ihr Schlafgemach, begaben sich nach dem Schlosshofe und öffneten geräuschlos die Tore, vor welchen schon ihre Spießgesellen harrten. Ruhig überschritten sie den Hof, um in’s Schloss einzudringen.

Auf einmal klappte das Tor mit großem Gepolter zu und wurde den Räubern ein donnerndes Halt zugerufen. Nun fielen die Leute des Schieburger’s mir aller Kraft über sie her. Ein heftiger Kampf entspann sich, aus welchem nach Verlauf einer halben Stunde die Burgleute als Sieger hervorgingen. Bis an die dreißig Räuber waren tot und wurde der überlebende kleinere Rest gefangen genommen und den Gerichten übermittelt. Aber auch einige der Burgleute waren getötet worden, andere schwer oder leicht verwundet.

(Aus der Ardenner Zeitung, 1891; abgedruckt in Biller aus der Gemeng Kautebach, 2001)