Fléizen im Kiischpelt

An der Klerf, wahrscheinlich auch an größeren Seitenbächen wie dem Pentscher Baach, arbeitete man mit Wehren, den so genannten „Schleisen“. Von dort aus führten Gräben nahezu horizontal in die Wiesen hinein. Das Bewässerungssystem wurde von einer Genossenschaft („Syndicat“) betrieben und unterhalten, deren Mitglieder die Besitzer der bewässerten Wiesen waren. Der Präsident des „Syndicats“ regelte die notwendigen Arbeiten, die Schließung der Wehre sowie die Verteilung des Wassers. Gefährlich war dabei vor allem die Reinigung der Wehre nach dem Hochwasser. Die Wiesen an der Klerf wurden in der Regel nur einmal im Jahr, nach der Heuernte im Juli, dem „Heemoont“, bewässert. Wegen der Fischerei und der anderen Nutzer (z. B. den Mühlen) musste immer ein bestimmter Wasserdurchfluss erhalten bleiben. Jedes Wehr wurde für etwa acht Tage geschlossen. Da die Gräben nahezu horizontal angelegt waren, konnte man mit den Schiebern im Wehr den Wasserstand so regulieren, dass die Gräben überliefen. Das Wasser lief auf der gesamten Länge in die Wiesen hinein. Es stand etwa zwei Zentimeter hoch über der Grasnarbe. Die überfluteten Wiesen waren für die Kinder ein beliebter Spielplatz. Diese Bewässerung der Wiesen führte dazu, dass der Ertrag beim zweiten Schnitt, dem „Groum“, deutlich besser ausfiel.

Bauweise der Wehre
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Im Kiischpelt sind bei einigen der Wehre heute noch Mauern, Fundamente, Dämme und die Ansätze der Hauptgräben in großen Teilen erhalten. Insbesondere bei den Wehren unterhalb des Bahnhofs von Wilwerwiltz, „a Wiss“ und „a Wanaal“ kann man die Überreste gut erkennen. Diese drei Wehre sowie das obere Wehr im „Bréil“ sind sehr ähnlich konstruiert. Das deutet darauf hin, dass sie nach einem einheitlichen Plan und etwa zur gleichen Zeit (1920er und 1930er Jahre) gebaut wurden. 

Der Lageplan zeigt das Wehr „An Heeschtert“. Es befindet sich etwa 100 m oberhalb der „Willbrordkapelle“, die einfach zu erreichen ist: gegenüber der Kirche in Wilwerwiltz zweigt der Radweg in Richtung Lellingen ab. Nach etwa 500 m erreicht man die Kapelle. Sie liegt in den Wiesen „A Wiss“.

Das Wehr war folgendermaßen konstruiert:

Bauweise eines Wehrs zur Wiesenbewässerung
1. Die Widerlager

Den Kern bilden zwei massive Widerlager (1) für das eigentliche Wehr. Diese Widerlager sind etwa 1,50 m dick und drei Meter lang. Die Oberkante liegt etwa 2,50 m über dem Flussbett.

Massives Widerlager aus Stein
2. Das hölzerne Wehr

Zwischen diesen Widerlagern befand sich das eigentliche Wehr (2). Wie man auf dem Foto aus dem Jahr 1979 erkennen kann, war es aus massiven Eichenbalken gebaut und wies drei Durchlässe auf, die mit Schiebern verschlossen werden konnten. Im Flussbett war ein weiterer Eichenbalken eingesetzt, auf dem die Schieber aufsetzten. Er ist beim Wehr „A Wiss“ noch erhalten.

Hölzernes Wehr zwischen den Widerlagern
3. Befestigung und Durchlass

Unterhalb der Widerlager war das Ufer auf beiden Seiten auf einer Länge von etwa 15 Metern befestigt (3), so dass ein Durchlass von etwa 20 m Länge entstand (4). Außerdem war das Flussbett im Bereich des kompletten Durchlasses befestigt. Dieser Durchlass sollte Verwirbelungen im Unterwasser und damit Erosion im Flussbett und an den Ufern vermeiden.

Befestigtes Ufer mit Durchlass
4. Dämme und Gräben

Am Ufer mit dem flachen Hang setzten an den Widerlagern flache, etwa 1 m hohe Erddämme (5) an, die es ermöglichten, dass Wasser entsprechend höher aufzustauen und damit auch etwas höher gelegene Wiesen zu bewässern. An der Seite zum Steilufer hin zweigte jeweils der Hauptgraben (6) ab. In den Wiesen selbst verzweigten sich diese Hauptgräben dann in mehrere kleine Bewässerungsgräben. Von ihnen ist heute nur noch wenig zu sehen. Sie wurden später meistens völlig aufgefüllt und planiert.

Lage der Wehre an der Klerf
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Die Karte mit dem Verlauf der Klerf zwischen Enscherange und dem „Lellger Bréil“ zeigt, dass jede Flussschlinge genutzt wurde, entweder zur Wiesenbewässerung, zum Antrieb einer Mühle oder zur Versorgung einer Gerberei.

Fast jede Flussschlinge wurde für den Antrieb von Mühlen, Gerbereien oder die Wiesenbewässerung genutzt.

Für die Wiesenbewässerung gab es insgesamt 8 Wehre:

  1. Das Wehr etwas oberhalb der Lohmühle in Enscherange versorgte vor allem die Lohmühle und die Gerberei mit Wasser. An der Lohmühle zweigte aber auch ein Graben ab, der die Wiesen zwischen der Lohmühle und der heutigen Primärschule bewässerte. Der Verlauf dieses Grabens ist heute noch an der Sumpfvegetation in den Wiesen zu erkennen. Möglicherweise zweigte von diesem Wehr auch auf der rechten Flussseite ein kleinerer Graben ab, der die Wiesen zwischen Klerf und den Häusern bewässerte.
  2. Das nächste Wehr lag wahrscheinlich etwa auf Höhe der heutigen Primärschule. Von dort zweigte ein Graben ab, der die Wiesen „am Band“ zwischen der Klerf und der Bahnlinie mit Wasser versorgte.
  3. Das Wehr am markanten Flussknick etwa 100 m oberhalb des Bahnhofs in Wilwerwiltz war für die Lohmühle und Gerberei am Bahnübergang gedacht. Allerdings befand sich früher am Auslauf unterhalb dieser Mühle eine Schleuse für die Wiesen nördlich der Hauptstraße.
  4. Unterhalb des Bahnhofs, direkt unterhalb der Eisenbahnbrücke hinter der ehemaligen Sägemühle, befand sich ein weiteres Wehr zur Bewässerung der Wiesen „a Wénkel“. Dort haben sich Reste der Holzkonstruktion bis heute erhalten.
  5. Das nächste befand sich „an Heeschtert“ (bzw.“a Wiss“), etwa 100 m oberhalb der Willibrordkapelle. Von dort aus wurden die Wiesen an der Kapelle, vor allem aber die Wiesen auf der anderen (linken) Fluss-Seite „an Heeschtert“ bewässert. Hier ist der Graben vom Wehr in Richtung Willibrordkapelle noch an der Vegetation zu erkennen. Vom Hauptgraben auf der linken Flussseite ist „an Heeschtert“ noch der obere Gewölbeteil des Durchlasses unter dem Radweg zu sehen.
  6. Gut erhalten ist auch das Wehr „an Wanaal“. Von dort aus wurden die unteren Wiesen „an Heeschtert“, vor allem aber die Wiesen „an Wanaal“ mit Wasser versorgt.
  7. Etwas flussaufwärts von der Eisenbahnbrücke oberhalb von Lellingen wurde mit einem Mühlenwehr Wasser für die Mühle bei Lellingen abgezweigt. Ein in den Mühlenkanal eingebauter Schieber zeigt, dass dieses Wasser aber auch für die Wiesen genutzt wurde.
  8. Im „Lellger Bréil“ schließlich gab es zwei weitere Bewässerungswehre. Das erste lag unterhalb des „Hondswénkels“ unmittelbar vor dem markanten Knick der Klerf. Von hier aus wurden Wiesen auf der linken Flussseite bewässert. Etwa 200 m unterhalb, dort, wo die Klerf sich vom rechten Ufer löst, lag schließlich ein Wehr, von dem aus ein Graben die Wiesen auf der rechten Seite bis etwa zur Eisenbahnbrücke am Südportal des Lellinger Tunnels versorgte.

Auch im Bereich der Ortslage in Enscherange gibt es Reste von Gräben, die möglicherweise zur Bewässerung genutzt wurden. Darüber hinaus gibt es sowohl oberhalb von Enscherange als auch zwischen dem „Lellger Bréil“ und der Schuttburger Mühle weitere Bewässerungswehre und -gräben.