Die Pfarrei in Pintsch

Die Pfarrei Pintsch ist seit dem 8. Jh. nachweisbar und damit eine der ältesten Pfarreien in den luxemburgischen Ardennen. Sie trägt den Namen Kiischpelt, ein altgermanischer Ausdruck für Kirchspiel = das Spiel der Kirchen. Die Herkunft dieses Namens bezieht sich auf die große Ausdehnung der Pfarrei mit den Dörfern Drauffelt, Enscheringen, Lellingen, Pintsch, Siebenaler und Wilwerwiltz. Bis zur französischen Revolution gehörten zur Pfarrei ebenfalls Merkholtz, Alscheid und teilweise auch Kautenbach.

Pfarrkirche in Pintsch
Die Pfarrkirche St. Maxim in Pintsch
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Die Pfarrkirche von Pintsch ist die Mutterkirche der Pfarrei Kiischpelt. Der älteste Teil der Kirche ist der spätromanische Chorturm an der Ostseite, vermutlich ein Überbleibsel der zweiten hier errichteten Kirche. In diesem Turm befand sich ursprünglich der Altarraum, heute ist dort die Sakristei eingerichtet. In der nördlichen Fensternische des Turmes befindet sich eine gotische Wandmalerei, die im 13. Jh. Entstanden sein dürfte. Auch das Tonnengewölbe ist noch teilweise mit Fresken überzogen, die jedoch übermalt wurden.

Die Pfarrkirche St. Maximin in Pintsch

Das Langhaus wurde 1738 von Baumeister Andreas Schlotter aus Wiltz neu errichtet und 1879 um zwei Fenster verlängert. Der Innenraum wird vom prächtigen Barockmobiliar beherrscht. Der monumentale Hochaltar, die Seitenaltäre, die Kanzel, die Beichtstühle, die Kommunionbank, die Statuen, die Wandtäfelungen sowie der Sakristeischrank stammen aus der Werkstatt des Bildhauers Jean-Georges Scholtus (1681-1754). Dieses einzigartige Ensemble wurde zwischen 1739 und 1744 eigens für diese Kirche geschaffen. Auch die Relief-Darstellungen der Taufe Jesu an der rechten Wandtäfelung und der leidende Jesus am Zelebrationsaltar gehen auf Scholtus zurück.

Der Innenraum der Pfarrkirche St. Maximin in Pintsch

In der Zentralnische des Hochaltares ist der Heilige Maximin dargestellt, zweiter Bischof von Trier, der der Patron der Kirche ist. Bemerkenswert sind ebenfalls die Statuen der Hl. Apollonia im rechten Seitenaltar, die kunstvolle Muttergottes-Statue im linken Seitenaltar, sowie an der vorderen Langhauswand die Bildwerke der Bischöfe Nikolaus (links) und Blasius (rechts).

Die Statue der Hl. Apollonia in der Parrkirche St. Maximin in Pintsch

In der ehemaligen Taufkapelle unter der Empore steht eine Statue aus dem späten 19. Jh., die den Märtyrer Donatus darstellt. Die Verehrung dieses Heiligen geht zurück auf eine Reliquie, die um 1748 aus dem Jesuitenkolleg von Bad Münstereifel nach Pintsch kam und seither in einem Barock-Reliquiar aufbewahrt wird, das vom Viandener Goldschmied Franz Carl Felsenhart (um 1701-1782) hergestellt wurde. Seit dieser Zeit steht die Pfarrei unter dem Schutz des Hl. Donatus. Im Kirchenschatz befinden sich neben schönen Silberarbeiten der Barockzeit auch ein Renaissance-Kelch und eine wertvolle Monstranz aus der Spät-Renaissance.

Die Müller-Orgel in Pintsch
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Die Orgel wurde 1899 von der Orgelmanufaktur der Gebrüder Müller aus Reifferscheid/Eifel gebaut. Es handelt sich um eine von vier in Luxemburg erhaltenen Müller-Orgeln. Das Besondere ist die sensible pneumatische Traktur. Deshalb steht nicht nur die Kirche, sondern auch die Orgel selbst unter Denkmalschutz. Sie hat 12 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal.

Schild der Orgemanufaktur Müller aus Reifferscheid

Die Müller-Orgel in Pintsch zeichnet sich zunächst durch ihren warmen und fülligen Klang aus. Eher untypisch für ihre Epoche verfügt sie noch über ein klassisches Plenum im Hauptwerk (16’/8’/4’/2 2/3’/2’/1 3/5’) mit einem Cornett und einer schmetternden Trompete als Klangkrone. Das Hauptwerk ist kräftig intoniert und erinnert im Plenum eher an eine französische Orgel. Das zweite Manual ist als Echowerk und Begleitmanual konzipiert und viel sanfter als das Hauptwerk. Das eigene Pedal dient dem Werk als Fundament.

Die Müller-Orgel in Pintsch

Eine weitere Besonderheit aus heutiger Sicht ist die sensible pneumatische Traktur, die nur kurze Zeit um 1900 bis in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts gebaut wurde. Außerdem besitzt die Orgel noch ihre ursprüngliche Gebläseanlage mit dem Tretbalg, der jederzeit einsatzbereit ist. Parallel dazu erhielt sie in den 30er Jahren ein elektrisches Gebläse. Die Vorderfront des Gehäuses besteht aus massivem Eichenholz und wartet mit schönen Schnitzereien auf. Der freistehende Spieltisch verfügt über zwei Manuale und ein Pedal. Die Registerzüge bestehen aus gedrechselten Holz-Zügen, die mit emaillierten Medaillons beschriftet sind. 2005 wurde die Orgel vom Orgelbauer Hugo Mayer aus Heusweiler in Deutschland  einer gründlichen Restauration unterzogen und am 4. Dezember 2005 im Rahmen einer feierlichen Vesper von Erzbischof Fernand Franck neu eingesegnet.

Die Glocken von Pintsch
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Im jetzigen Geläut der Pintscher Pfarrkirche bilden zwei Glocken aus dem Jahre 1803 die ältesten Bewohnerinnen des Turmes. Sie wurden vom französischen Wandergießer Pierre Boitel aus Illoud, Haute-Marne vor Ort gegossen und ersetzten die vorherigen Glocken, die in den Wirren der Revolution zu Kriegszwecken abgeliefert werden mussten. Die Glocken von Boitel konnten jedoch nie so recht überzeugen, obwohl sie der Kirche und dem Dorf seit mehr als zweihundert Jahren treue Dienste erwiesen haben. So beschloss man 2002 den Turm und das Geläut zu sanieren. Das ursprüngliche Geläut, ergänzte die Glockengießerei Hermann Schmitt und Söhne aus Brockscheid/Eifel im Jahre 2003 um vier weitere Glocken. Am 17. Dezember 2003 wurden die neuen und die alten Glocken der Öffentlichkeit im Rahmen eines Glockenkonzerts vorgestellt.

So sieht das neue Geläut aus:

  1. des’ (do #) neu, 1300 kg
  2. ges’ (fa #) neu, 560 kg
  3. as’ (sol #) neu, 420 kg
  4. b’ (la #) alt, 320 kg
  5. ces’’ (si) neu, 270 kg
  6. des’’ (do #) alt, 190 kg
Die Glocken von Pintsch
Die Kapelle St. Petrus in Lellingen
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Lellingen ist eine Filiale der Pfarrei Pintsch und gehört zum Pfarrverband Kiischpelt. Die Kapelle, die dem Apostel Petrus geweiht ist, hat eine sehr spezielle Form. An einen niedrigen, tonnengewölbten Chorraum ist quer der deutlich höhere Kirchenraum angebaut, der außen achteckig, innen aber elliptisch ist.  Beim Chorraum handelt es sich wahrscheinlich um die alte Kapelle, an die man um 1800 einen neuen Kirchenraum angebaut hat. Über dem Eingang findet sich die Jahreszahl 1806. Die Glocke stammt aus dem Jahr 1840 und ist dem Hl. Johannes geweiht. 2003/2004 wurde die Kapelle restauriert. Danach kamen der Kreuzweg von Charel Schmit-Adler und das Triptychon von Margot Reding-Schroeder hinzu.

Kapelle St. Petrus in Lellingen