Dorfstruktur

Die Struktur eines Dorfes und auch die Architektur der Häuser entwickeln sich immer in Abhängigkeit mit den aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen. Im Ösling prägte die Landwirtschaft lange Zeit die Entwicklung der Dorfstrukturen und auch der Häuserarchitektur. Heute ist der Standort der Häuser nicht mehr so eng mit dem Arbeitsort verbunden. Bezahlbarer und funktioneller Wohnraum stehen im Vordergrund.

Dorfentwicklung
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Ein Dorf ist eine kleine Siedlung, die sich im Laufe der Zeit verändert. Anfangs gibt es nur ein bis zwei Gutshöfe. Weitere Häuser kommen hinzu. Es entwickelt sich ein Dorf mit einer eigenen Infrastruktur aus Straßen, einer Kirche, einem Dorfplatz und Betrieben zur Versorgung der Bewohner wie eine Bäckerei, ein Lebensmittelgeschäft und Handwerksbetriebe. Dorfgasthöfe, eine Feuerwehr, ein Gemeindeamt, ein Kindergarten, evtl. eine Grundschule und zusätzliche kleine Betriebe und Geschäfte können das dörfliche Angebot in einer späteren Phase erweitern. Heute ist davon oft nur wenig geblieben. Die Landwirtschaft hat an Stellenwert verloren. Die Anzahl der Betriebe ist drastisch geschrumpft. Die verbliebenen Betriebe verlassen das Dorfzentrum und siedeln sich aus praktischen Gründen in die Nähe ihrer zu bewirtschaftenden Flächen an. Familienfreundliche Neubaugebiete werden gebaut und zusätzlicher Wohnraum in sanierten Häusern wird geschaffen. Das Dorf entwickelt sich teilweise zu einer „Schlafstätte“.

Veränderung der Dörfer im Kiischpelt
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Die abgebildete Karte zeigt die Entwicklung der Dörfer im Kiischpelt. Die Informationen wurden aus den so genannten Ferraris-Karten (1771-1778) und Luftbildern der Jahre 1963, 1988, 2004 gewonnen. In Dunkelrot sind die ältesten Siedlungsbereiche dargestellt. Je jünger die Siedlung oder der Siedlungsbereich, desto heller der Rotton.

Entwicklung der Dörfer im Kiischpelt
Entwicklung der Wohnhäuser
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Die Römer bauten bereits Häuser mit schrägen Dächern, die dem rauen Klima trotzen konnten. Während der fränkischen Landnahme veränderten die Siedlungen ihr Erscheinungsbild. Sie wurden mit Pallisadenwällen umgeben. Der Hof selber war eine weitläufige Anlage, die mehrere kleine Gebäude umfasste. Im 18. Jh. wurden die Hofgrößen kleiner. Nur wenige konnten sich große Häuser leisten. Besitzer dieser Häuser waren die reichen Pferdebauern. Die meisten Wohnbauten der bäuerlichen Bevölkerung waren eingeschossige Wohnhäuser. Angehörige der ländlichen Unterschicht, wie Tagelöhner, Besenbinder, Korbflechter usw. wohnten in kleinen, eingeschossigen Häuschen oder winzigen Lehmhütten. Das traditionelle Aussehen der alten Landhäuser mit ihren dunklen Schieferdächern und den weißen Fassaden, das noch in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Dörfer prägte, verschwindet zunehmend aus dem Erscheinungsbild vieler Dörfer. Der klassische Bauernhof mitten im Dorf ist eine Ausnahme geworden. Einfamilienhäuser und Wohnblöcke mit Mietwohnungen dominieren das Bild vielerorts. Neue Materialien und eine energiesparende Bauweise beeinflussen die Architektur.