Lage und Geschichte der Schüttburg

Burgen, Schlösser und Festungsruinen sind wichtige Sehenswürdigkeiten im Großherzogtums Luxemburg. Sie dienten in erster Linie der militärischen Verteidigung. Oft sind diese Anlagen auf Felsvorsprüngen errichtet und ragen hoch über die gewundenen Täler hinaus. So liegt auch die in Privatbesitz befindliche Schüttburg auf einem schmalen Felsrücken und blickt über das Tal der Klerf. Je nach Sprache wird die Schüttburg unterschiedlich benannt: Schëttbuerg, Schibreg, Schibbreg (luxemburgisch), Schuttbourg (französisch), Schüttburg, Schieburg und bis 1406 Schudeburg (Deutsch).

Die Schüttburg blickt auf das Tal der Klerf

Lage
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Die Schüttburg ist sicherlich nicht die bekannteste Burg in Luxemburg, möglicherweise aber die versteckteste. Sie liegt abseits der heutigen Autostraßen. Wenn man mit dem Auto von Consthum oder von Alscheid nach Kautenbach fährt, erhascht man immer nur einen kurzen Blick aus der Ferne. Nur die Eisenbahnlinie verläuft unmittelbar unter der Burg durch das Tal der Kerf. Wenn man im Zug sitzt, taucht sie nach einer Tunnelausfahrt unvermittelt auf und verschwindet genauso schnell wieder.

Für diese versteckte Lage gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten:

  • Zunächst einmal kann man davon ausgehen, dass die Burg von Anfang an in einem abgelegenen Winkel zwischen den anderen Burgen und Herrschaften lag.
  • Möglich ist aber auch, dass sie ursprünglich an einer Straße lag, die früher eine größere Bedeutung hatte. So lag an der Schuttburger Mühle bereits in römischer Zeit der Verbindungsweg zwischen Vianden und Wiltz, der die Klerf überquerte. Die Burg könnte die Aufgabe gehabt haben, diesen Übergang zu sichern und zu kontrollieren.

Die Schüttburg liegt 385 m hoch auf einem sehr schmalen, felsigen und nach drei Seiten steil abfallenden Schiefervorsprung, einem so genannten Sporn, zwischen der Klerf im Westen und dem Krepbach im Osten. Diese Spornlage findet man auch bei anderen Burgen im Ösling. Der Zugang zu diesem Sporn erfolgt aus Nordwesten. Er ließ sich leicht durch einen Halsgraben mit Zugbrücke, einen bzw. zwei starke Türme und einen zweiten, inneren Eingang absichern. Auf den übrigen Seiten boten die steilen Hänge einen natürlichen Schutz. Zusätzlich wurden diese Hänge durch Mauern entsprechend abgesichert.

Die Spornlage der Burg
Entstehung
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Aussicht auf die Schüttburg durch F. Clément und N. Liez (Nicolas Liez, Public domain, via Wikimedia Commons)

Über die Schüttburg gibt es nur sehr wenige belegte Informationen. Belegt ist, dass der Name „Schuttburg“ erstmals 1404 und 1406 in Urkunden auftaucht. Johann von Fischbach wird hier als „Herr von Schudeburg“ bezeichnet. Vermutet wird, dass die Herrschaft und die Burg Schüttburg im Rahmen der hochmittelalterlichen Binnenkolonisation irgendwann zwischen 1000 und 1400 entstanden sind. Damals wurden Waldgebiete mit Hilfe von Klöstern oder Adeligen gezielt besiedelt. Den Kern bildete ein Kloster oder eben eine Burg. Auslöser dieser Kolonisation war eine stark gestiegene Bevölkerung, gleichzeitig konnten aber auch durch Verbesserungen in der Landwirtschaft Flächen genutzt werden, die bis dahin als ungeeignet angesehen wurden. Für diese Annahme spricht zudem der Name „Alscheid“. Die Endung „–scheid“ ist typisch für Ortsgründungen aus dieser Zeit. Allerdings weist der Name „Consthum“ mit der Endung „-hum“ (= heim) eher in die Zeit der fränkischen Landnahme (3. bis 6. Jh.). Möglich wäre, dass Consthum zunächst die ökonomische Basis für die Herrschaft Schuttburg darstellte und Alscheid im Zusammenhang mit der Gründung dieser Herrschaft neu entstanden ist.

Baugeschichte
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Die Schüttburg befindet sich auf 385 m auf einem Schiefervorsprung etwa 60 m über dem Tal der Klerf. Der Eingang führt über einen 10 Meter breiten Graben zu einem Metall beschlagenen Tor. Die Burganlage ist langgestreckt etwa 20 x 90 Meter.

Modell der gesamte Burganlage der Schüttburg

Deutlich sichtbar ist, dass die Burg aus zwei Teilen besteht:

Nordwestteil mit dem heutigen Burgtor, einer Art Zwinger oder Vorburg, dem Bergfried und dem großen Wohngebäude.

Der Nordwestteil der Schüttburg

Südostteil mit einem weiteren Tor und dem Kapellenturm einem kleineren Wohngebäude („neues Schloss“) und den Resten der Wirtschaftsgebäude

Der Südostteil der Schüttburg

Reste eines Wehrganges (Bögen und Tragpfeiler) an der Innenseite der Nordwest-Mauer im Südostteil der Burg deuten darauf hin, dass dieser Teil der Burg zuerst entstanden ist. Ein solcher Wehrgang müsste zu einer Burgmauer gehört haben, die von dort aus verteidigt werden sollte. So kann angenommen werden, dass zuerst eine Burgmauer mit dem Wehrgang vorhanden war, und dass das große Wohngebäude erst später davor errichtet wurde. Damit verlor diese Mauer mit ihrem Wehrgang ihre Funktion.

Die Wohngebäude der Schüttburg

Die Baugeschichte der Schüttburg könnte folgende Teilabschnitte vollzogen haben:

  • Die erste Schuttburg (Südost-Teil)
  • Verstärkung der Nordwest-Mauer mit Tor und Kapellenturm
  • große Erweiterung im 14. oder 15. Jh. (Nordwest-Teil)
  • Das „neue Schloß“ im 16. Jh.
  • Das 19. Jh.: Teilabriss und Brand
  • Das 20. Jh.: Wiederaufbau
Herrschaft
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Die Schuttburg war spätestens seit Anfang des 15. Jahrhunderts eine eigenständige Herrschaft, es entwickelte sich aber nie eine „echte“ Dynastie. Die Herrschaft blieb nie länger als drei Generationen in einer Familie. Oft wurde sie an jüngere Söhne oder Töchter vererbt, manchmal auch einfach verkauft. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die Herrschaft Schuttburg relativ klein war. Sie lag eingezwängt zwischen den großen Nachbarn in Clervaux, Wiltz und Brandenburg.

Grabstein auf dem Consthumer Friedhof zum Gedenken an Alexander Joseph von Hoefnagle

Der folgende Überblick über die Geschichte der Herrschaft basiert auf Arbeiten von Peter Keiser und Paul Lamort (siehe Literatur). Die Jahreszahlen zu den einzelnen Damen und Herren von Schuttburg beziehen sich dabei auf Anfang und Ende ihrer Herrschaft.

  • Die erste bekannte urkundliche Erwähnung des Namens Schuttburg stammt aus dem Jahr 1404. Damals stand die Burg unter der Lehensherrschaft der Herren von Rodemacher. Erster bekannter Herr von Schuttburg ist Johann von Fischbach (1404 – 1439). Sein Sohn Johann II. verpfändete 1461 die Herrschaft an Friedrich II. von Brandenburg, Herr von Clerf. Daneben tritt er später alle Ansprüche auf die Herrschaft an seinen Lehensherren Gerhart von Rodemacher ab.
  • 1467 tritt Gerhart die Schuttburg an Friedrich (1461 – 1471) ab. Nach Friedrichs Tod kommt Schuttburg an seine Kinder, zuerst an Wilhelm (1471 – 1481), dann an Godart und die jüngere Katharina und schließlich an die ältere Katharina und deren Ehemann Hartard von Wiltz. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tod von Katharina 1537/38 kam es zu Erbstreitigkeiten. Christoph von Schauenburg beanspruchte schließlich als nächster Verwandter sein Vorkaufsrecht. Er einigte sich dann mit seinem Bruder Bernhard.
  • Bernhard von Schauenburg wurde der neue Herr von Schuttburg (gestorben 1576). Da auch er keine Kinder hatte, ging die Herrschaft an Hans von Kerpen (1576 – 1601), den Ehemann seiner Nichte Anne. Deren Tochter Ursula heiratete Wolf Friedrich von Dalberg. Ihre beiden Söhne führten später den Titel „Herren von Schuttburg“.
  • Sie verkauften die Herrschaft 1629 an Claude von Humyn (gestorben 1639). Auf ihn folgte sein ältester Sohn Peter Ernest de Humyn (1639 – 1679). Allerdings verwaltete seine Mutter bis 1659 die Herrschaft Schuttburg. Es war Kriegszeit mit durchziehenden Truppen, Einquartierungen, Plünderungen, Krankheiten und Missernten. Peter Ernest de Humyn war Domherr in Dornik und hatte daher keine eigenen Kinder. Die Herrschaft kam deshalb an seinen Neffen Claude François. Daneben führte auch ein weiterer Neffe, Claude Charles de Halley, in den Jahren 1687/88 den Titel „Herr von Schuttburg“. Anna Caroline, die Schwester von Claude Francois heiratete 1692 Philipp Dominik von Uhlenbrouck.
  • Sie ließen sich auf der Schuttburg nieder und nannten sich „Herr und Dame von Schuttburg“. Bereits bei der Familie Uhlenbrouck ist nicht mehr klar, ob es sich tatsächlich um eine adlige Familie handelte. Philipp Dominik versuchte daher immer wieder, seinen Adel zu beweisen. Ihre einzige Tochter heiratete 1714 Alexander Joseph de Hoefnagle.
  • Alexander Josep de Hoefnagle führte ab 1722 die Herrschaft Schuttburg. Er versuchte, aus dem Besitz Geld zu schlagen. Außerdem führte er eine Unzahl von Prozessen und war gleichzeitig von der Obzession getrieben, zu beweisen, dass seine Familie wirklich adelig war. Auch sein Sohn Augustin Karl Joseph de Hoefnagele (1764 – 1792) bemühte sich, als echter Adeliger anerkannt und in den luxemburgischen Adel aufgenommen zu werden. Der letzte Herr von Schuttburg war dann sein Sohn Augustin Alexander Franz Joseph de Hoefnagle (1792 – 1819). Mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen kam das Ende des Feudalsystems. Sie waren zwar immer noch Besitzer der Burg und der direkt dazu gehörigen Ländereien, aber keine Herren mehr. Damit verloren sie den größten Teil ihrer Einkünfte und versuchten unter anderem, die Burg teilweise einzureißen und das Material zu verkaufen. Dies betraf das oberste Stockwerk des großen Wohngebäudes
  • Die Witwe von Augustin Alexander Franz Joseph de Hoefnagle, (gestorben 1823) vermachte die Burg ihrer Cousine Theresia Josephine Leopoldine, die 1821 den Notar Johann Baptist Pondrom aus Hosingen geheiratet hatte. André Pondrom, der älteste Sohn, erhielt 1854 die Burg. 1859 schlug dann der Blitz in das Hauptgebäude ein. Das Dach brannte ab und wurde nicht mehr erneuert. Dieser Teil der Burg verfiel zusehends. André Pondrom blieb ledig und starb 1894.
  • Seine Schwester Marie Barbe (Betsie) heiratete Jules Lamort aus Luxemburg. Der Sohn Paul Lamort (1858 – 1916) war Friedensrichter in Wiltz. Seine Mutter überschrieb ihm 1894 die Burg. Seine Erben, Jules Lamort sowie Marguerite Clarens-Lamort und ihr Eheman J. P. Clarens, verkauften die Burg 1930 an Eugen Welter. Er baute aber nur die Mühle um, die Burg versteigerte er 1933. Der Käufer, Franz Würth, verkaufte sie dann 1935 am Mme Jadoule. Sie und ihr Mann bauten v. a. das Hauptgebäude wieder in der ursprünglichen Höhe auf.
  • Seit dem Jahr 2009 ist die Schuttburg im Privatbesitz von Herrn Fernand Feltgen aus Differdingen. Die Burg kann nicht besichtigt werden.