Fléizen heute

Heute sind nur noch einige Anlagen in ganz kleinen Tälchen, die direkt unterhalb der Hochflächen ansetzen, betriebsfähig erhalten. Zumindest eine davon ist, in Teilen, aktuell in Betrieb.
Hier kommt man meist ganz ohne Technik aus. Der Bach wird in regelmäßigen Abständen von vielleicht 10 bis 20 Metern mit Grassoden aufgestaut und das Wasser (oft) zu beiden Seiten hin in Fléizen abgeleitet. Diese Fléizen sind hier recht kurz, höchstens 100 bis 200 Meter lang. Da die Tälchen selbst relativ steil sind, entsteht so ein markantes Fischgrätmuster in den Wiesen.
Die kleinen Bäche in diesen Tälchen führen aber häufig nicht einmal das ganze Jahr über Wasser. Aus diesem Grund legte man oft auch Weiher an, die dann als Wasserspeicher genutzt wurden. An manchen Stellen, wie z. B. in der Katzenwies bei Boukels/Parc Housen oder im Hohlsber bei Bauschelt, waren es regelrechte Weihertreppen, also mehrere Weiher übereinander.

Neue Perspektiven
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Heute, im „Kunstdünger- und Maschinenzeitalter“, geht es beim Fléizen nicht mehr (nur) um den Grasertrag. Heute bekommen in Hinblick auf Natur- und Umweltschutz andere Effekte eine zunehmende Bedeutung.
Sicher ist, dass durch die Wiesenbewässerung zusätzliche Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum finden. So siedeln sich in den Fléizen Lebensgemeinschaften an, die sich deutlich von den Wiesen selbst unterscheiden. Das sieht man sogar an Gräben, die seit mehr als 60 Jahren nicht mehr genutzt werden. Hier geht es also um Artenvielfalt, um Biodiversität und damit um eines der zentralen aktuellen Umweltthemen.
Aus anderen Regionen gibt es außerdem klare Hinweise darauf, dass Wässerwiesen zum Hochwasserschutz beitragen. Bewässerungsanlagen können bei Starkregenereignissen den Abfluss bremsen und so Hochwasserspitzen abflachen und verzögern. Es gibt aber auch Beispiele dafür, dass Wiesen im Talbodenbereich oder im Flachland bei Hochwasser gezielt geflutet werden, also als Rückhaltebecken dienen.

Immaterielles Kulturerbe Europas
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Traditionelle Bewässerung gab und gibt es in ganz Europa, von Spanien bis nach Finnland und von Griechenland bis nach Großbritannien. Dazu gehören ganz bekannte Beispiele wie die Suonen und Bissen im Wallis oder die Waale im Vinschgau/Südtirol und im Oberinntal/Tirol.
Diese „Kunst“, das Wissen um den Umgang mit dem Wasser, wurde mittlerweile in Italien (Vinschgau, Südtirol), der Schweiz (Berner Mittelland und Wallis), Österreich (Oberinntal, Tirol), Deutschland (Franken und Pfalz), Luxemburg, Belgien (Lommel, Flandern; Cirreux, Wallonie) und den Niederlanden (Overijssel) ins nationale Inventar des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Bei uns erfolgte die Aufnahme ins IKI (Immateriellt Kulturierwen zu Lëtzebuerg) im Herbst 2021. Ein entsprechender, multinationaler Antrag an die UNESCO zur Aufnahme des Elements in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ wird zurzeit vorbereitet.

Aarbechtsgrupp Fléizen
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In der Aarbechtsgrupp Fléizen arbeiten im Moment neben den Naturparks Öewersauer und Our sowie natur & ëmwelt – Fondation Hëllef fir d’Natur eine Reihe interessierter Einzelpersonen mit.
Es geht zuerst und vor allem darum, die „Kunst des Fléizens“ in die Zukunft hinein fortzuführen. Damit steht das Tun, das Fléizen selbst im Zentrum. Hier werden u. a. Workshops und Vorführungen in den nächsten Jahren eine Rolle spielen. Zurzeit steht dazu, in einem der kleinen Tälchen des Naturpark Öewersauer, eine Fläche mit dem typischen Fischgrätmuster zur Verfügung. Da es aber noch eine Reihe ähnlicher Anlagen gibt, hofft die Aarbechtsgrupp, dass in Zukunft die eine oder andere Anlage dazukommt.
Eine weitere Aufgabe ist die Dokumentation, also vor allem der „Blick in die Vergangenheit“. Dies umfasst u. a. eine möglichst vollständige Erfassung und Kartierung der früheren Anlagen, Zeitzeugeninterviews, die Sammlung entsprechender Dokumente (Pläne, Fotos, Akten, …) und die Öffentlichkeitsarbeit (Artikel, Internetpräsenz, Ausstellung, Informationstafeln, …).
Schließlich sollen, mit Blick auf die Zukunft, wissenschaftliche Arbeiten angestoßen werden.

https://www.naturpark-sure.lu/projects/fleizen/