Die traditionellen Öslinger Häuser gehören in der Regel zu den quergeteilten Einhäusern. Sie unterscheiden sich allerdings in einigen Details von den Häusern in anderen Teilen Luxemburgs bzw. der Großregion. Diese Details spiegeln einerseits die ökonomische Situation, andererseits die Unterschiede im Naturraum wieder. Diese Häuser sind oft dürftiger, einfacher und gedrungener als zum Beispiel im Gutland. Die Räume im Erdgeschoss sind oft so niedrig, dass man die viereckigen Deckenbalken mit dem ausgestreckten Arm berühren kann.
Die Häuser wurden im Ösling meist aus Schiefer gebaut. Die Steine wurden bis in die 50er Jahre des 20. Jh.s meistens selbst gebrochen. Deshalb findet man noch heute kleine Steinbrüche in Dorfnähe. Die dicken Mauern wurden mit einem selbst gemachten Kalkputz verputzt und mit Kalkfarbe weiß angestrichen. Den Kontrast dazu bildeten die Einfassungen der Fenster und Türen. Sie waren bei den Öslinger Häusern meist grau, braun oder grün angestrichen. Wer es sich leisten konnte, baute Einfassungen aus Sandstein, Pierre Bleu Belge (belgischer Blaustein) oder einem ähnlichen Gestein ein. Häufig findet man aber auch noch Fenstereinfassungen aus Holz. Die Haustür wurde oft durch eine besondere Gestaltung betont. Auf dem Türsturz findet man häufig die Jahreszahl der Fertigstellung und die Monogramme der Erbauer, oft eines Ehepaares. Farblich abgesetzte Einfassungen von Fenstern und besonders gestaltete Haustüren waren typisch für Öslinger Häuser. Öslinger Häuser mit steiler Dachneigung waren früher oft mit Stroh gedeckt. Durch die stärkere Dachneigung lief das Wasser besser ab. Ab dem 19. Jh. setzte sich dann, wegen der Feuergefahr und meist auf staatlichen Druck hin, die Schiefereindeckung durch. Auf alten Dächern sieht man manchmal noch die großen, alten, grob gehauenen Schieferplatten (Scherbangen). Die größeren Platten bilden dabei die ersten Reihen. Nach oben geht die Eindeckung dann in kleinere Formate über. Dieser Schiefer kam zunächst aus den Gruben von Vielsalm (Belgien). Neben Schiefer kommt dort übrigens auch „Coticule“ vor. Das ist ein sehr seltenes, etwa 480 Millionen Jahre altes Gestein. Daraus lassen sich spezielle, extrem harte Schleifsteine, die „belgischen Brocken“, herstellen. Coticule wird heute noch abgebaut. Die luxemburgischen Schiefervorkommen in Asselborn und Martelingen wurden später ausgebeutet. Heute sind alle Schiefergruben in unserer Region geschlossen. Die nächsten Schiefergruben befinden sich in Mayen/Osteifel. Der Schiefer wird heute vor allem aus Spanien und Portugal, teilweise sogar aus Kanada importiert.
An diesem Kleinbauernhaus aus Lellingen kann man die typischen Merkmale der traditionellen Häuser in der Großregion gut erkennen.
- Es ist ein lang gestrecktes Haus mit Satteldach und einem durchlaufenden First.
- Wohn- und Wirtschaftsräume (Ställe, Scheune usw.) sind unter einem Dach untergebracht. Deshalb nennt man diese Häuser „Einhaus“.
- Das Haus ist senkrecht zum First geteilt („quer-geteilt“).
- Türen und Tore liegen an der Längs- oder Traufseite. Der Begriff „Traufseite“ kommt aus der Zeit, in der es noch keine Dachrinnen gab und das Regenwasser auf die Straße oder den Hof tropfte. Die Anordnung der Türen und Fenster zeigt die innere Aufteilung des Hauses.
Im Kiischpelt gibt es vor allem vier Varianten dieser Hausform: das Tagelöhnerhaus, das Kleinbauernhaus, das mittelgroßes Bauernhaus und den Winkelhof.
Es ist von sehr bescheidenen Ausmaßen und beherbergte eine Familie in einem oder zwei kleinen Zimmern mit Küche, Wohnraum und einem Schlafzimmer. Im Stall war nur Platz für 2 bis 3 Ziegen, die tagsüber von den Kindern zum Weiden an den Wegen entlang oder in den Wald geführt wurden. Weil diese Familien kein Land besaßen, konnte sie sich kein Großvieh leisten. Diese Häuser waren ursprünglich vor allem mit Stroh gedeckt.
Es ist wie das Tagelöhnerhaus meist nur einen Raum breit („einraumtief“). Oft wurde das ebenerdige Haus später um ein Stockwerk erhöht, wobei natürlich eine Treppe, meistens in der Küche, nachgebaut werden musste. Stall und Scheune waren kaum größer als der Wohnteil und boten Platz für ein paar Kühe. Auf dem Heustall lagerten die nötigen Futterreserven für den Winter.
Viele von diesen Kleinbauernhäusern haben sich erstaunlicherweise bis heute erhalten, weil mit der anlaufenden Industrialisierung am Ende des letzten Jahrhunderts der Kleinbauer Arbeit fand, während sich die Hausfrau mit den Kindern um den landwirtschaftlichen Betrieb kümmerte. Diese Hausform wurde dann zum „Arbeiterbauernhaus“.
Es ist ein zweiraumtiefes, zweigeschossiges Haus. Mit seinem breiten Giebel wirkt es stämmig und fast schwerfällig. Ein Flur teilt den Wohnteil etwa in der Mitte. Links und rechts des Flures liegen jeweils zwei Räume. Es weist demnach meist vier Wohnräume pro Stockwerk auf. Die Wirtschaftsräume wurden häufig um einen Trakt erweitert, weil die Ochsengespanne vom Pferd abgelöst wurden. Der Pferdestall wurde einfach angebaut. Die Dächer dieser Häuser weisen meistens einen Krüppelwalm und Dachgauben auf. Beides ist ein Hinweis darauf, dass der Dachboden als Kornspeicher oder als Schlafraum ausgebaut wurde. Oft wohnte das Gesinde in diesen Dachräumen.
Er ist eigentlich eine Erweiterung des mittelgroßen Bauernhauses. Aus Platzgründen konnte das Haus nicht einfach verlängert werden. Deshalb wurde ein neuer, quer gestellter Flügel an den Wirtschaftstrakt angebaut. So entstand ein windgeschützter, teils eingeschlossener Hof, der sowohl als Wirtschaftsraum wie auch als Lebensraum diente. Diese Flügel konnten auch auf beiden Seiten angebaut werden (Dreikantenhof oder Dreiseitenhof). Wenn es den Familien wirtschaftlich gut ging, wurde häufig auch der Wohnteil bei einem Ausbau oder Neubau vergrößert. Dazu wurden auf beiden Seiten des Flures Wohnräume errichtet.
Im Kiischpelt gibt es eine ganze Reihe dieser Häuser. Wie der Name schon verrät liegt die Scheune über den Ställen. Wenn das Haus am Hang liegt, kann man so von der Rückseite her direkt in die Scheune einfahren. Die Ernte muss dann nicht vom Erdgeschoss aus hinaufgereicht werden.
Lag das Haus nicht so günstig, dient eine mit Mauern abgestützte Erdrampe als Auffahrt. Wenn es erforderlich ist, kann die Scheuneneinfahrt auch auf die Giebelseite verlegt und über eine Erdaufschüttung oder eine Bogenbrücke (Scheierbrück) zugänglich gemacht werden.