Bei 50° N und 6° E

In der Gemeinde Kiischpelt, unweit des Dorfes Enscheringen befindet sich mit 50°N-6°E der einzige Schnittpunkt zwischen einem Breiten- und einem Längengrad im Großherzogtum Luxemburg. An diesem Schnittpunkt befindet sich der „Kiischpelter Sonnenkreis“ 50° N und 6° E. Das bedeutet 50° nördlich des Äquators und 6° östlich von Greenwich (Nullmeridian).

Kiischpelter Sonnenkreis
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Der Kiischpelter Sonnenkreis befindet sich genau bei 50° N und 6° E. Hier können eine Reihe von eigenen Beobachtungen und Messungen gemacht werden (siehe pdf als Download).

  1. Himmelsrichtungen bestimmen
  2. Uhrzeit bestimmen
  3. Sonnenstände messen
  4. Horizonztwinkel ermitteln
  5. Astronomische Positionsbestimmung
Kiischpelter Sonnenkreis

Anleitung für Beobachtungen am Kiischpelter Sonnenkreis

1. Himmelsrichtung bestimmen

Das Zentrum des Kreises symbolisiert den Schnittpunkt von 50°N und 6°E. Das Kreuz markiert die vier wichtigsten Himmelsrichtungen E (= Osten), S(=Süden), W(=Westen) und N(=Norden).

Der grau-rote Balken zeigt dabei nach Norden. Die acht Holzpfosten markieren neben den vier wichtigsten Himmelsrichtungen die vier „Zwischenhimmelsrichtungen“ NE, SE, SW und NW.

2. Uhrzeit bestimmen

Die Uhrzeit lässt sich mit Hilfe der Sonnenuhr ablesen. Allerdings handelt es sich dabei um die so genannte „wahre Ortszeit“. Wenn man die „normale“ Uhrzeit, also MEZ (Mitteleuropäische Zeit) oder MESZ (Mitteleuropäische Sommer Zeit), ablesen will, muss man verschiedene Dinge berücksichtigen:

  • Die Sonnenuhr zeigt immer die Mitteleuropäische Zeit an, im Sommer muss man also eine Stunde „zurückdrehen“.
  • Die Sonnenuhr befindet sich bei 6° E, unsere Uhren gehen aber nach 15° E (=MEZ). Im Vergleich zur Armbanduhr geht die Sonnenuhr immer 36 Minuten nach, also: 12:00 h Sonnenuhr = 12:36 h MEZ.
  • Der Schatten fällt nicht jeden Tag zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung. Man muss auch die Zeitgleichung berücksichtigen (siehe Diagramm).
Das Diagramm zeigt die Abweichung der wahren Sonnenzeit von der mittleren Sonnenzeit.

3. Sonnenstände messen

Die Himmelsrichtungen markieren in etwa den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang zu Beginn der Jahreszeiten:

Sommeranfang, 21.06.:

Sonnenaufgang etwa NE (genauer: 50°)
Sonnenuntergang etwa NW (genauer: 310°)

Frühlingsanfang, 21.03., und Herbstanfang, 23.09.:

Sonnenaufgang genau im E
Sonnenuntergang genau im W

Winteranfang, 21.12.:

Sonnenaufgang etwa SE (genauer: 130°),
Sonnenuntergang etwa SW (genauer: 230°)

Das Diagramm zeigt die Himmelsrichtung von Sonnenauf- und Sonnenuntergang.

4. Horizontwinkel ermitteln

Im Sommer steht die Sonne höher am Himmel als im Winter. Besonders deutlich merkt man das um die Mittagszeit, wenn die Sonne ihren höchsten Punkt am Himmel erreicht. Diese Mittagshöhe wird in Grad gemessen und wird als Horizontwinkel bezeichnet. Um den Horizontwinkel zu bestimmen benötigt man den Mittelstab des Sonnenkreises und ein Maßband. Der Horizontwinkel wird dann gemessen, wenn die Sonne genau im Süden steht. Im Sonnenkreis fällt dann der Schatten des Mittelstabes nach Norden, also genau auf die grau-rote Pflasterreihe. Das ist etwa um 12.36 h MEZ bzw. 13.36 h MESZ (mit einer Abweichung von +/- 15 Minuten). Wenn man nun von der Seite schaut, ergibt sich zwischen der Ebene des Sonnenkreises, dem Endpunkt des Schattens und der Kugel an der Spitze ein Winkel. Er entspricht genau dem Winkel, in dem die Sonne über dem Horizont steht. Dieser Winkel kann bestimmt werden, indem man die Schattenlänge misst und den Wert des Winkels in der Tabelle nachschaut. Zwischenwerte müssen geschätzt werden.

SchattenlängeHorizontwinkel
47,5 cm65°
59,0 cm60°
71,5 cm55°
85,5 cm50°
102,0 cm45°
121,5 cm40°
145,5 cm35°
176,5 cm30°
Die Tabelle zeigt die Schattenlänge mit ihrem dazugehörigen Horizontwinkel am Kiischpelter Sonnenkreis zur Mittagszeit.

Ab einen Horizontwinkel von 26° fällt der Schatten der Kugel auf den Pfosten im Norden. Dann muss der Abstand des Kugelschattens (Mitte des Schattens) vom Boden gemessen werden. Dabei ergeben sich die folgenden Werte:

HöheHorizontwinkel
4,5 cm25°
26,0 cm20°
46,0 cm15°
Die Tabelle zeigt die Schattenhöhe der Kugel mit ihrem dazugehörigen Horizontwinkel am Kiischpelter Sonnenkreis zur Mittagszeit.

5. Astronomische Postionsbestimmung

  • Geografische Breite

Die Formel für die Bestimmung der geographischen Breite lautet:

Geographische Breite = 90° – Horizontwinkel (h) + Deklination

Beispiel: der 21. März

Am 21. März steht die Sonne senkrecht über dem Äquator, man sagt dann: Die Deklination der Sonne beträgt an diesem Tag 0° (siehe Diagramm). Der Horizontwinkel beträgt für den 21. März 40°.

In die Formel eingesetzt ergibt sich: Geographische Breite = 90° – 40° (Horizontwinkel) + 0° (Deklination) = 50°

Da die Sonne ihren höchsten Stand im Süden erreicht, liegt dieser Standort auf der Nordhalbkugel. Man befindet sich also auf 50° nördlicher Breite.

Darstellung der Deklination zur Berechnung der Geographischen Breite.
  • Geografische Länge

An vier Tagen im Jahr ist es ziemlich einfach, die Länge selbst zu bestimmen: 16.04., 14.06., 02.09. und 26.12. Die Sonne steht an diesen Tagen um 12.00 h Ortszeit genau im S. Dann zeigt ihre Uhr hier 12.36 h MEZ. In Greenwich ist es aber erst 11.36 h GMT (Greenwich Mean Time). Hier ist es demnach 24 Minuten früher Mittag als in Greenwich. Die Erde dreht sich in 24 Stunden einmal um sich selbst. Das sind 360°. Demnach dreht sich die Erde in einer Stunde um 15° (360 : 24) und in 4 Minuten um 1° (60 Minuten : 15°)  Ein Längengrad entspricht damit einem Zeitunterschied von 4 Minuten. Aus dem Zeitunterschied von 6 x 4 = 24 Minuten vor dem Nullmeridian von Greenwich ergibt sich die geographische Länge von 6° östlich von Greenwich. An allen anderen Tagen muss die so genannte Zeitgleichung berücksichtigt werden. Manchmal steht die Sonne etwas früher genau im Süden, manchmal etwas später. Diesen Zeitunterschied kann man im Diagramm ablesen.

Sonnenstände
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Die Diagramme geben wichtige Sonnenstände für unsere Position – also für 50°N und 6°E – im Verlauf eines Jahres an:

  • Uhrzeiten für Sonnenaufgang und Sonnenuntergang
  • Himmelsrichtung (in Grad) Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs
  • Höhe der Sonne über dem Horizont (in Grad) um 12.00 Uhr wahre Ortszeit
  • die Deklination

Sonnendaten
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Hier werden noch Inhalte eingefügt.

Die Schüttburg im Renert

Der Renert oder de Fuuss am Frack an a Maansgréisst (kompletter Text) von Michel Rodange erschien erstmals 1872 und ist so etwas wie das luxemburgische Nationalepos. Er basiert auf dem Reineke Fuchs von J. W. von Goethe. Rodange hat daraus ein Epos mit 14 Gesängen und 6052 Versen gemacht. Es ist einerseits eine Homage an die Landschaften und Regionen Luxemburgs, andererseits aber auch ein Spottgedicht über die damalige luxemburgische Gesellschaft.

De Wollef war beim Kinnek,
D’Fra Gormang war eleng,
De Fuuss geet an hir Wunnecht
A fënnt doheem hir Kleng. Wéi ass et dann, dir Krotten?
Sot Renert, wéi e koum,
Wou ass dann iere Vueder,
Wou ass séng uersche Moum? Du spréngt aus engem Wénkel
Hir Mamm op Renert lass:
De Fiissche musst entsprangen,
Si huet sech nogeflass.
Om ale Schlass zu Schibreg
Do wutscht en duerch e Schaart,
Si no – du blouf se steechen:
Du laacht de Renert haart. De Schallek mécht eng Kéier,
Kënnt hannebäi erëm:
Do deet en ër nach Schmot un
A laacht aus heller Stëmm. A wéi en dat gestiicht hat,
Du mécht en sech an d’Schlënner,
Op d’Festonk no Malpaartes,
Bei d’Fra a bei d’Gesënner. Michel Rodange, Renert, aus dem III. Gesang
Michel Rodange, Renert, aus dem III. Gesang.
Der Renert als Skulptur aus der Erzählung von Michel Rodange

Funktions- und Bauweise

Die traditionelle Wassermühle wurde von Wasserrädern angetrieben, die auch bei stark schwankenden Wasserständen laufen konnten, ohne ihren Wirkungsgrad herabzusetzen. Dies kam den Gegebenheiten im Ösling sehr entgegen, da aufgrund der Geologie der Wasserstand der Fließgewässer beträchtlich schwankt.

Bestandteile einer Wassermühle
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Eine Wassermühle besteht aus drei Teilen:

  1. Wasserbauwerk zur Führung und Speicherung des Wassers:
    Hierzu zählt das Wehr, der Mühlbach und/oder -teich mit entsprechenden Stau bzw. Durchlassvorrichtungen. Oft stehen die Mühlen nicht direkt am Ufer. Ein Querbauwerk, auch Wehr genannt, staut das Wasser auf und leitet es dann durch den Mühlbach oder -graben zu dem Mühlrad.
  2. Antrieb
    Dieser bestand früher fast immer aus dem Wasserrad. Im Laufe der Zeit wurden diese Wasserräder jedoch oft durch Turbinen ersetzt. Viele ehemalige Wassermühlen wurden zum Wasserkraftwerk.
  3. Produktionsanlage
    Mühle mit den Mahlwerken. In dieser Anlage wird entweder gemahlen/zerkleinert (z.B. Getreidemühle) oder die Wasserkraft wird genutzt, um andere Arbeitsmaschinen anzutreiben (z.B. Schmiede, Säge, Hämmer…).
Beispiel der Funktionsweise einer Wassermühle
Verschiedene Wasserräder
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Mit Hilfe des Flusswassers werden die unteren Schaufeln des Wasserrades in Bewegung gesetzt (unterschlächtiges Wasserradprinzip) oder das Wasser fließt von oben herein (oberschlächtiges Wasserradprinzip) und setzt das Wasserrad in Bewegung.

Oberschlächtiges und unterschlächtiges Wasserrad im Vergleich

Oberschlächtiges Wasserrad

Vom Mühlbach aus wird das Wasser über ein Gerinne aus Holz oder Metall von oben her auf das Mühlrad geleitet, das dadurch von der Gewichtskraft des Wassers und nicht von der Strömung – angetrieben wird. Solche Mühlräder werden meist bei einem Gefälle zwischen 3 und 6 m sowie einer Wassermenge von 0,1 bis 0,5 m³/s eingesetzt. Sie können einen Wirkungsgrad von über 80 % erreichen.

Schema eines oberschlächtigen Wasserrads

Unterschlächtiges Wasserrad

Bei einem solchen Mühlrad fließt das Wasser unter dem Rad durch. Das Rad wird über die Schaufeln allein durch die Strömung angetrieben. Damit kann ein Wirkungsgrad von über 70 % erzielt werden.

Schema eines unterschlächtigen Wasserrads

Landschaft und Geologie im Kiischpelt

Im Kiischpelt prägen die Flüsse Klerf und Wiltz die Landschaft maßgeblich. Sie haben sich manchmal sanft und manchmal steil in die Landschaft eingegraben und zahlreiche Flussschlingen gebildet. Die Hochebenen erreichen eine Höhe von bis zu 500 m über NN. Das vorherrschende Gestein ist Schiefer. Darüber hinaus findet man auch Quarzsandstein und die Quarzite von Berlé.

Das Relief des Kiischpelt (Karten-Download: http://www.geologie.lu/index.php/telechargements/category/86-kiischpelt)
Gesteine
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Vor etwa 330 Millionen Jahren, im Zeitalter des Unterkarbons, zerbrach der Kontinent Gondwana in mehrere Platten. Eine davon setzte sich Richtung Nordwest in Bewegung. Die devonischen Gesteine, die im Meer zwischen Gondwana und dem Kontinent Laurussia waagerecht abgelagert worden waren, wurden zusammengeschoben und in Falten gelegt. Durch den enormen Druck und die Hitze bei der Faltung wurden viele devonische Gesteine in andere Gesteine umgewandelt, hier vor allem in Schiefer und Quarzite. Die geologischen Falten (Sättel und Mulden) verlaufen im Kiischpelt in Westsüdwest(WSW)- Ostnordost(ENE)-Richtung („variskisches Streichen“), da sie dem Druck aus Südsüdost (SSE) ausgesetzt waren. Eine der Mulden ist die “Wiltzer Mulde“, die von der belgischen Grenze bei Harlange quer über Nordluxemburg bis zur deutschen Grenze bei „Rodershausen“ verläuft. Den Kern dieser Mulde bilden die weichen, tonig-sandigen Wiltzer Schiefer aus dem Oberen Ems (E3). Die Klerf durchfließt diese Mulde zwischen Kaarspelt (nördlich von Draufelt) und Lellingen. Der „Quarzit von Berlé“ markiert am Eisenbahntunnel bei Lellingen den Südrand der Mulde. Nach Süden folgen dann die Klerfer Schichten“ (E2). Sie bestehen in diesem Bereich vor allem aus Quarzsandsteinen und gehören zu einem südlich anschließenden Sattel, der von Schichten des unteren Ems (E1a und E1b) und des Siegen (Sg) gebildet wird. Wilwerwiltz liegt demnach in einer geologischen Mulde, Kautenbach dagegen in einem geologischen Sattel.

Geologisches Profil durch den Kiischpelt vom Norden nach Süden (Profillinie Draufelt – Kautenbach)
E2=Klerfer Schichten“, E1a, E1b=Schichten des unteren Ems, Sg=Schichten des Siegen
Entstehung von Quarzit
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  • Am Anfang stand Sand, und zwar reiner Quarzsand. Dieser Sand wurde vor etwa 390 Millionen Jahren im Rheinischen Becken abgelagert.
  • Wenn die Sandkörner miteinander verklebt werden und sich dieser Sand so verfestigt, entsteht ein Sandstein, wie er zum Beispiel um die Stadt Luxemburg herum vorkommt.
  • Quarzsandstein ist ein besonders harter Sandstein. Bei ihm sind die einzelnen Sandkörner wiederum durch Quarz miteinander „verklebt“. Er hat keine oder nur eine geringe Spaltbarkeit. Frische Bruchflächen sind durch die Sandkörner rau und fühlen sich fast wie Schleifpapier an. In den Klerfer Schichten kommen solche Quarzsandsteine vor, die meistens grau oder dunkelgrau sind.
  • Quarzit, das letzte Gestein in dieser Reihe, ist ein Umwandlungsgestein (metamorphes Gestein). Beim Quarzit wird Sandstein durch Hitze und starken Druck in Quarzit umgewandelt. Das Bindemittel und der Quarz der einzelnen Körner schmelzen teilweise. Das Ganze wird außerdem stark zusammengepresst, so dass die Poren fast völlig verschwinden und die einzelnen Körner regelrecht miteinander verschweißt werden. Heraus kommt ein enorm hartes Gestein mit dem für Quarz typischen glatten und muscheligen Bruch.
Quarzitgestein
Quarzit von Berlé
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Der Quarzit von Berlè, in Luxemburg auch Hasselter genannt, ist mit einem Quarz-Gehalt von 95 – 98 % das härteste Gestein in Luxemburg. Aufgrund dieses hohen Quarz-Gehaltes hat er auch eine helle Farbe. Fremdstoffe wie Eisenoxyd geben ihm manchmal eine gelbliche oder rötliche Färbung.

Quarzit von Berlé

Der Quarzit von Berlé kommt nur in einer dünnen Schicht vor, die fast senkrecht steht und den Kiischpelt von Südwest nach Nordost durchzieht. Dieser Quarzit ist 390 Mio. Jahre alt. Er stammt damit wie alle unsere Gesteine aus dem Devon. Den Namen erhielt dieses Gestein 1885 vom Geologen Gosselet, weil es um das Dorf Berlé (im Norden von Luxemburg, westlich von Wiltz) herum besonders reiche Vorkommen gab, die auch abgebaut wurden.

Größere Gruben gab es um Berlé oder „Auf Frings“ (zwischen Pintsch und Bockholtz). Die Steinbrüche „Auf Frings“ waren bis in die 30er Jahre des 20. Jh.s in Betrieb. Die Trasse der Lorenbahn von den Ruinen im Siebenallerwald hinunter zur Straße und die alte Verladestelle an der Straße unterhalb von Bockholz sind heute noch zu sehen. Im Kiischpelt selbst wurde der Hasselter an mehreren Stellen nur in kleinen Gruben für den privaten oder lokalen Bedarf gebrochen.

Geologische Karte Kiischpelt mit Quarzit von Berlé (Karten Download: http://www.geologie.lu/index.php/telechargements/category/86-kiischpelt)
Tal der Klerf
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Der Verlauf des Klerf-Tales im Kiischpelt erstreckt sich von Nordwest nach Südost. Zwischendurch verändert das Tal mehrmals seinen Charakter:

  • Zwischen Enscherange und Wilwerwiltz verläuft das Tal der Klerf fast gerade von Nordwest nach Südost. Es ist ein relativ breites Wiesental mit eher flachen Hängen. Der Fluss bildet in den Wiesen markante Schlingen („Mäander“) aus. Auch an den Hängen, vor allem auf der Ostseite, tritt der Wald zurück.
  • Unmittelbar südlich von Wilwerwiltz schieben sich kulissenartig mehr oder weniger flache Höhenrücken ins Tal hinein. Hier bilden nicht nur der Fluss, sondern auch das Tal große Mäander („Talmäander“). Ursache für die Talmäander dürften härtere Gesteinsschichten sein, die am Südrand der Wiltzer Mulde nahezu senkrecht an die Oberfläche treten und den Kern dieser Höhenrücken bilden.
  • Südlich von Lellingen wird das Tal noch enger und der Wald tritt auf beiden Talseiten in den Vordergrund. Bereits der erste Höhenzug südlich von Lellingen ist steil und vollständig bewaldet. Er bildet eine sehr markante Rippe, die nur sehr schmal ist, die Klerf aber zu einem deutlichen Mäander nach Südwesten zwingt. Neben dem stärkeren Gefälle beeinflussen die Gesteinsschichten im Untergrund den Verlauf der Klerf. Hier verlässt der Fluss den weichen Wiltzer Schiefer und tritt in die Klerfer Schichten ein. Diese sind immer wieder von harten Quarzsandsteinschichten und Quarzit-Schichten durchzogen und stellen sich dem Fluss regelrecht in den Weg. Die Grenze zwischen Wiltzer Schiefer und Klerfer Schichten wird durch die dünne, aber extrem harte Schicht des Quarzit von Berlé markiert, der direkt südlich von Lellingen (z. B. am nördlichen Tunnelportal) ansteht.

Funktions- und Bauweise

Durch ein System von Gräben wurde Wasser auf Wiesen geleitet. Die Gräben wurden hierfür solange geflutet bis das Wasser über den Rand „schwappt“ und sich flächig auf den Wiesen verteilte und den Wurzelraum der Pflanzen durchfeuchtete. Nicht aufgenommenes Wasser wurde in einem tiefer liegenden Graben aufgefangen oder floss direkt zurück in den Bach. Gespeist wurden diese Systeme aus Bächen, Quellen oder Weihern.

Bewässerung mit Hilfe von Wehren
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Hauptsächlich im Frühjahr und Sommer wurde Wasser mit Hilfe eines Hauptwehrs aus einem Bach abgezweigt und in einen oberhalb der Wiesen gelegenen Graben abgeleitet. Dort wurde das Wasser mittels weiterer Wehre angestaut und in Seitengräben gelenkt. Von dort durchfeuchtete es die Wiese.

Das Hauptwehr befand sich oft am Anfang einer Flussschlinge, etwa dort, wo sich der Fluss vom Steilufer löste. Von dort aus konnte man einen großen Teil der Wiesen auf der flachen Innenseite der Flussschlinge, dem so genannten Gleithang, mit einem horizontalen Kanal einfach erreichen.

Wie das Foto aus dem Ourtal zeigt, wurde dieses Prinzip auch bei den Wehren und Zuleitungen für die Wassermühlen sehr häufig angewendet. Bei den Mühlen erreichte man dadurch die maximale Fallhöhe.

Bewässerung mit Seitentälern
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In Seitentälern benutzte man ein einfaches Bewässerungssystem. Kleine Bäche wurden entlang der Tiefenlinie (Streckenabschnitt mit gleicher Wassertiefe) regelrecht kanalisiert. Von dort aus zweigte man zu beiden Seiten kleine, horizontale Gräben ab. Mit Grassoden wurde der Bach so aufgestaut, dass das Wasser sich in die Seitengräben verteilte und auf der gesamten Länge überlief. Auf diese Weise wurde unterhalb des Grabens ein Streifen Wiese gleichmäßig gewässert. Unterhalb dieses bewässerten Streifens wurden die nächsten Seitengräben angelegt. Dies wurde einige Male wiederholt. Der Bach in der Mitte und die Seitengräben bildeten am Ende eine Art Fischgrätmuster.

Wiesenbeil
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Wichtigstes Werkzeug beim Anlegen der Gräben war das „Wiesenbeil“. Dafür wurden mit der Beilkante zwei Linien in der vorgesehenen Breite des Grabens in das Wiesenstück geschlagen und dabei die Grasnarbe durchtrennt. Das Mittelstück wurde zu viereckigen Rasenziegeln, den sogenannten Grassoden zerteilt und entnommen. Mit den Grassoden setzte man den Bach zu, wenn Wasser aufgestaut werden sollte. Zudem wurden sie für den Unterhalt der bestehenden Gräben benötigt.

Wiesenbeile und Wiedehopfhaue zur Anlage eines Fléizes © Naturpark Öewersauer

Wenn der Bach genug Wasser führte, begann in den kleinen Tälern das Wässern der Wiesen bereits im Herbst und zog sich, nur vom Frost unterbrochen, bis ins Frühjahr hin. Erst vor dem „Heemoont“, (Heumonat Juli) wurde dann der Bachlauf komplett geöffnet, damit die Wiesen zur Heuernte trocken waren und das Heu an Ort und Stelle getrocknet werden konnte. Diese Wiesen wurden zusätzlich mit Asche gedüngt. Dadurch wurde zum Beispiel der „Weiße Klee“, eine begehrte Futterpflanze, gefördert.

Fléizweiher
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In einigen kleinen Tälern, z.B. in der „Mouderbaach“ und im „Hondswénkel“ im Kiischpelt, wurden auch „Fléizweiher“ als Staubecken für die Wiesenbewässerung angelegt. Damit verfügte man in Trockenperioden über eine Wasserreserve. Man legte diese Weiher aber auch dort an, wo die Wassermenge für eine länger andauernde Wiesenbewässerung nicht ausreichte. Mit Hilfe des gestauten Wassers aus den Weihern konnte man die Wiesen dann zumindest zeitweise, zum Beispiel nach der Heuernte, bewässern.

Gewinnung der Lohe

Die Eichen in den Lohhecken werden alle 20 – 30 Jahre „auf den Stock gesetzt“, also gefällt. Anschließend werden die Stämme geschält und die Rinde getrocknet. Die Eichenrinde enthält Gerbstoffe, die zum Gerben von Leder oder als Inhaltsstoffe für Kosmetika und Naturheilprodukte genutzt werden können.

Arbeiten in der Lohe
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Von den vielen Arbeitsgängen sind nur noch zwei übrig geblieben: das Räumen und das Schläissen. Früher wurden nach dem Schläissen noch de Saang gebrannt.
Im Herbst wurde dann Roggen (Kar) eingesät und im zweiten Jahr geerntet. Im dritten Jahr wurde dann Buchweizen (Wellkuer) angebaut.
Februar und März: das Räumen
Ehe die Bäume und Hecken wieder austreiben, werden außer den Eichen alle übrigen Bäume und Hecken gefällt und zu Brennholz zugeschnitten. So kann später direkt mit dem Schläissen angefangen werden.
Mai und Juni: das Schläissen
An der eigentlichen Arbeit hat sich in den letzten 200 Jahren wenig verändert. Nur die Bäume fällt man heute nicht mehr mit der Axt, sondern mit der Motorsäge. Zuerst werden die unteren Äste mit der Kromm abgeschlagen. Die Rinde wird mit der Kromm in Mannshöhe rundherum eingeschnitten und dann mit der Kromm oder dem Resser zwei bis dreimal der Länge nach aufgeschlitzt.
Mit Hilfe des Louschlessels wird der Stamm bis in Mannshöhe geschält.
Man fällt man den Baum zunächst etwa einen Meter über dem Boden, nur soweit, dass der Stamm am Stumpf hängenbleibt. Dadurch hat man beim Schläissen den Stamm in Arbeitshöhe vor sich und kann ihn einfacher rundherum abschälen.
Die oberen Äste werden abgetrennt, der Stamm wird noch einmal aufgestützt und dann ganz geschält. Dazu wird die Rinde wieder alle zwei Meter rundherum eingeschnitten, mit dem Resser zwei bis dreimal der Länge nach aufgeschlitzt und mit dem Louläffel vom Stamm gelöst.
Die Lohstreifen werden im Wald vorgetrocknet und zum endgültigen Trocknen nach Hause gebracht. Schließlich wird die getrocknete Lohe gebündelt. Diese Biirden wiegen etwa 25 kg. Auch der untere Teil des Stammes wird gefällt, so dass die Bäume bis auf den Wurzelstock herunter gefällt werden (“auf den Stock setzen“). Das Holz wird zu Brennholz zugeschnitten.
Früher wurden, vor allem bei hohen Preisen, auch die Loukleppel, also die dünnen Eichenstangen und Äste, geschält. Das war meist eine Arbeit für die Kinder oder die Alten. Die Äste werden dabei mit dem Hammer auf einem Stein als Unterlage geklopft, bis sich die Rinde mehr oder weniger von selbst ablöst.
Begriffserklärungen – Sproocheneck
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Klappstack/Klappsteen: der Holzblock oder Stein, auf dem gekleppelt wird
kleppelen: die dünneren Äste und Eichenstangen mit dem Hammer entrinden
Kromm: Krummaxt
Leetsch: einfacher Unterstand, der mit Ginster oder ähnlichem abgedeckt wurde
Lou (Ösling: Lu): Lohe, Eichenrinde
Loukleppel: – abgeschältes Eichenstämmchen – ungeschlachter, also plumper und grobschlächtiger Mensch – Spitzname für die angeblich grobschlächtigen und vierschrötigen Öslinger
Louläffel, Louschlessel: Gerät, mit dem die Eichenrinde abgeschält wird
Resser: Vorreißer
Eng Saang brennen (Ösling: Sang): das Verbrennen der dürren Pflanzen und der Holzreste nach dem Abholzen. Die Asche diente früher als Dünger für den Roggen, der anschließend eingesät wurde.
schläissen: abschälen, entrinden

Dorfstruktur

Die Struktur eines Dorfes und auch die Architektur der Häuser entwickeln sich immer in Abhängigkeit mit den aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen. Im Ösling prägte die Landwirtschaft lange Zeit die Entwicklung der Dorfstrukturen und auch der Häuserarchitektur. Heute ist der Standort der Häuser nicht mehr so eng mit dem Arbeitsort verbunden. Bezahlbarer und funktioneller Wohnraum stehen im Vordergrund.

Dorfentwicklung
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Ein Dorf ist eine kleine Siedlung, die sich im Laufe der Zeit verändert. Anfangs gibt es nur ein bis zwei Gutshöfe. Weitere Häuser kommen hinzu. Es entwickelt sich ein Dorf mit einer eigenen Infrastruktur aus Straßen, einer Kirche, einem Dorfplatz und Betrieben zur Versorgung der Bewohner wie eine Bäckerei, ein Lebensmittelgeschäft und Handwerksbetriebe. Dorfgasthöfe, eine Feuerwehr, ein Gemeindeamt, ein Kindergarten, evtl. eine Grundschule und zusätzliche kleine Betriebe und Geschäfte können das dörfliche Angebot in einer späteren Phase erweitern. Heute ist davon oft nur wenig geblieben. Die Landwirtschaft hat an Stellenwert verloren. Die Anzahl der Betriebe ist drastisch geschrumpft. Die verbliebenen Betriebe verlassen das Dorfzentrum und siedeln sich aus praktischen Gründen in die Nähe ihrer zu bewirtschaftenden Flächen an. Familienfreundliche Neubaugebiete werden gebaut und zusätzlicher Wohnraum in sanierten Häusern wird geschaffen. Das Dorf entwickelt sich teilweise zu einer „Schlafstätte“.

Veränderung der Dörfer im Kiischpelt
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Die abgebildete Karte zeigt die Entwicklung der Dörfer im Kiischpelt. Die Informationen wurden aus den so genannten Ferraris-Karten (1771-1778) und Luftbildern der Jahre 1963, 1988, 2004 gewonnen. In Dunkelrot sind die ältesten Siedlungsbereiche dargestellt. Je jünger die Siedlung oder der Siedlungsbereich, desto heller der Rotton.

Entwicklung der Dörfer im Kiischpelt
Entwicklung der Wohnhäuser
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Die Römer bauten bereits Häuser mit schrägen Dächern, die dem rauen Klima trotzen konnten. Während der fränkischen Landnahme veränderten die Siedlungen ihr Erscheinungsbild. Sie wurden mit Pallisadenwällen umgeben. Der Hof selber war eine weitläufige Anlage, die mehrere kleine Gebäude umfasste. Im 18. Jh. wurden die Hofgrößen kleiner. Nur wenige konnten sich große Häuser leisten. Besitzer dieser Häuser waren die reichen Pferdebauern. Die meisten Wohnbauten der bäuerlichen Bevölkerung waren eingeschossige Wohnhäuser. Angehörige der ländlichen Unterschicht, wie Tagelöhner, Besenbinder, Korbflechter usw. wohnten in kleinen, eingeschossigen Häuschen oder winzigen Lehmhütten. Das traditionelle Aussehen der alten Landhäuser mit ihren dunklen Schieferdächern und den weißen Fassaden, das noch in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Dörfer prägte, verschwindet zunehmend aus dem Erscheinungsbild vieler Dörfer. Der klassische Bauernhof mitten im Dorf ist eine Ausnahme geworden. Einfamilienhäuser und Wohnblöcke mit Mietwohnungen dominieren das Bild vielerorts. Neue Materialien und eine energiesparende Bauweise beeinflussen die Architektur.