Legenden und Geschichten zum Vorlesen und Weitererzählen

Genau wie andere Burgen sind auch mit der Schuttburg viele Legenden, Sagen und Geschichten verbunden. Darunter sind witzige Anekdoten, echte Literatur, Historisches und Erfundenes wie zum Beispiel:

Von Gängen und Brunnen
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Auch bei der Schuttburg wird in den umliegenden Dörfern bis heute von geheimen Gängen und einem tiefen Brunnen gesprochen.

Ein Gang soll von der Burg aus hinauf zum Consthumer Friedhof, der zweite dagegen hinunter zum Fluss Klerf führen. Außerdem taucht immer wieder die Geschichte vom Schatz in einem geheimen Verlies auf. Schließlich soll der Brunnen 100 m tief sein, damit die Burg mit Grundwasser von der Klerf versorgt werden konnte.

Alle diese Geschichten dürften aber frei erfunden sein. Solch tiefe Brunnen konnte man im 12. und 13. Jh. noch gar nicht graben. Das bergmännische Können, um einen 100 m tiefen Brunnen zu bauen, entwickelte sich erst im 15. Jh., also am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit. Aber auch zu dieser Zeit dürfte der Herrschaft Schuttburg das Kapital für einen solchen Brunnen gefehlt haben. Das Gleiche gilt dann für die beiden Geheimgänge. Die Überreste des „Brunnens“ im älteren Teil der Schuttburg stammen also wohl eher von einer Zisterne.

Legenden weben sich um die Schüttburg
Kribsewé
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Die Legende vom Kribsewé geht zurück auf ein Ereignis im Jahr 1748. Anton Blom und Johann Cart aus Hoscheid hatten in der herrschaftlichen Fischerei gewildert. Sie waren vom Schlossherren erwischt worden, als sie in der Klerf Krebse fingen. Daraufhin wurden sie dazu verurteilt, den Weg von der Burg hinunter zum Kribsebaach zu bauen. Der Weg musste teilweise aus dem Felsen herausgehauen werden. Die beiden brauchten mehr als drei Monate, vom 16. September bis zum 21. Dezember. Alexander Joseph von Hoefnagle, der damalige „Herr von Schuttburg“ stellte ihnen neben Picke, Hammer und Brecheisen auch die übliche Kost. Außerdem zahlte er einen Taler für den Unterhalt ihrer Werkzeuge. Die Legende berichtet nun, dass die beiden ihn dafür verfluchten. Der Fluch lässt ihn bis heute keine Ruhe im Grab finden. Um Mitternacht trifft er sich mit dem „Wilden Grafen von Wilwerwiltz“ und dem „Grafen von Enscherange“ in der Turmkammer. Dort lässt ein Gespenst ein Trinkhorn mit siedendem Öl herumgehen, das ihnen bei jedem Schluck aufs Neue den Hals verbrennt. Dem „Herrn von Schuttburg“ kriechen außerdem Unmengen von Krebsen über den Rücken und zwicken ihn mit ihren Scheren. Der Weg heißt bis heute „Kribsewé“. An kalten Tagen soll man noch die Schweißtropfen der beiden Männer wie Perlen an den Felsen glitzern sehen. Alexander Joseph von Hoefnagle starb 1764 auf der Schuttburg. Er wurde in der alten Consthumer Kirche begraben. Heute steht sein Grabstein auf dem Consthumer Friedhof.

Der Kribsewé

Franz Binsfeld hat diese Legende literarisch umgesetzt:

Wann d’Hallefnuecht bruckt iwer d’Schibbrecher Schlass
da wéimert de Keizche mat raschtejer Strass;
de Fiisjen de billt bal biergop a biergof,
an d’Echelen huupsen a fanne ké Schlof.
Emglönnert ass d’Schlass mam zerbölzte Gesiicht,
an d’Kummer am Tuur ass mat Kärze beflicht.
Do sötzen drei Rötter beim knubblechen Dösch,
en Téinen an Dédechen haalt durch de Bösch.
Dé Wölle vu Wölwerwoltz birelt sech blo,
den Eischer, dé Schibbrecher kommen net no.

Nach drekt op dém ale Gemeier
de Fluch, dén de Jupp huet gedoon,
wé hie fir dem Barong sei Geier
huet missen de Kriipsewé schloon.

Et sötzen drei Rötter beim Wein mat der Kaart,
dat ass en Tornéiren do héich iwer d’Paart.
De Barong vu Schibbrech huckt do sou bleech,
ei, géif en dach spillen, e kriit jo de Streech!
Dach stuerkt en an zekt mat vergeeschtertem Blék,
sou grous wéi e Schof sétzt e Kiips him um Rék;
dé schléit him seng Geisslen ein d’Kopp, op de Baak,
an d’Zaangen zerbeissen den Hals an den Aak.
Eng Hellewull Kriipsen, e wabblechen Trapp
déi kommen nach hannen, do geet him den Dapp.

Sou klonkt un dém ale Gemeier
de Fluch, dén de Jupp huet gesprach;
well d’Kriipsen déi koumen hien deier:
de Jupp huet de Wé hei gebrach.

Daat ass nach de Fluch, dén de Jupp huet gedoon;
an d’Fielz huet e missen de Kriipsewé schloon.
De Jupp huet verbènzt gier gekriipst a geföscht,
du gouf e vum Barong beim Kriipsen erwöscht.
De Jupp musst de Kriipsewé briechen zur Strof,
de Fluch hölt dem Barong am Graaf nach de Schlof.
Verangscht ass sei Spillen, him klabbert d’Gebék,
him krabbelen d’Kriipsen sou kal op de Rék. –
Do trappt et durch d’Hecken, well d’Auer schléit Eng;
all Geeschter verschwannen an d’Luucht ass rem rèng.

Verdreemt op dém ale Gemeier
gin d’Stieren am fröndleche Bou,
de Bierch ass rem stöll a geheier,
d’Gedéisch könnt och nés zur Rou. –

(Franz Binsfeld)

Räuber als Mönche
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Als etwa zu Anfang des 16. Jh. die Ortschaften der Ardennen häufig durch umherstreifende Räuberbanden beunruhigt wurden, machte es sich der damalige Herr von Schieburg zur Aufgabe, mit aller Macht gegen dieselben loszuziehen. Wegen dieses Vorgehens beschlossen verschiedene Räuberanführer, Rache an genanntem Herrn zu nehmen.

Eines Abends kamen zwei Männer in Mönchskutten auf der im wildromantischen Ourthale gelegenen Burg Falkenstein an und begehrten dort zu übernachten. Der Burgherr, welcher für Geistliche und Ordensleute eine hohe Achtung hatte, nahm sie freundlich auf und ließ sie auf’s Beste bewirten.

Am anderen Tage erklärten die beiden angeblichen Mönche, dass sie nach der Schieburg zu reisen beabsichtigten, dass sie aber des Weges nicht recht kundig wären. Der Her von Falkenstein beorderte nun seinen Kammerdiener, ein Junge von etwa 16 bis 17 Jahren, ihnen zum Wegweiser zu dienen.

Dieser Junge war ein geborener Italiener, da er aber schon mehr als drei Jahre in des Falkensteiners Dienste war, so redete er die deutsche Sprache fließend. Unterwegs führten die beiden verkappten Mönche in italienischer Mundart ihr Gespräch, ohne weiter auf ihren Begleiter zu achten. Als sie nun so etwa drei Stunden zurückgelegt hatten, fragten sie ihren Wegweiser, wie weit es noch bis zur Schieburg sei. Nachdem dieser ihre Frage beantwortet und ihnen die Richtung des Weges angegeben, fragte ihn einer, ob er kein Italienisch verstehe. Der junge Bursche verneinte es. Wohlan, sprach der andere Mönch auf Italienisch: „Du bist glücklich, mein Junge, dass du kein Italienisch verstehst, andernfalls hätten wir dir das Heimkehren verleiden müssen.“ Sie entließen nun denselben, ihm auf’s freundlichste für seine Dienste dankend.

Kaum war der junge Führer zu seinem Herrn nach Falkenstein zurückgekehrt, als er ihm getreulich Bericht über die Unterhaltung der beiden Mönche erstattete. Durch diese Unterhaltung hatte er herausbekommen, dass jene vorgegebenen Mönche nichts mehr und nicht minder als zwei Räuber-Anführer waren, welche mit ihren Spießgesellen Rache an dem Herren von Schieburg zu nehmen beabsichtigten. Gemäß ihrem Vorhaben sollten sie sich vom Schieburger gastfreundlich aufnehmen lassen, ihren Spießgesellen, welche sich in den umliegenden Wäldern im Hinterhalt befanden, durch ein verabredetes Zeichen andeuten, dass alles bereit sei; in der Nacht denselben heimlich das Schlosstor öffnen, dann über die Bewohner während des Schlafes herfallen, sie alle niedermachen um dann das Schloss zu plündern.

Was war nun zu tun? Es war bereits Nacht und ehe ein Boote von Falkenstein Schieburg erreichen konnte, hätte das Unglück schon geschehen sein können. Des Falkensteiners Töchterchen wusste Rath. „Vater“, sprach sie, „du weißt, dass mir neulich meinen geliebte Freundin Adelheit von Schieburg eine Taube geschenkt; wenn wir dieser ein Warnungsbriefchen an den Hals hingen und sie fliegen ließen, ich wette, dass sie schnurstracks nach Schieburg zurückfliegen würde.“ Gesagt, getan! Dem Täubchen wurde ein Warnungsbrief an den Hals gehängt und man ließ sie fliegen.

Mittlerweile waren unsere sauberen Mönche auf Schieburg angekommen. Sie wurden dort liebreich aufgenommen und ließ ihnen der Schlossherr ein herzhaftes Abendmahl bereiten. Kurze Zeit nach dem Nachtessen klagten Beide über Müdigkeit und verlangten zu Bette zu gehen. Man willfahrte ihrem Wunsche.

Als nun der Schieburger mit seiner Tochter allein im Salon unter heiterem Gespräche saß, schwirrte auf einmal etwas am Fenster. Beide schauten erstaunt auf. „Wie“, sprach der Herr, „ist das nicht eine Taube?“ „Freilich“, sagte die Tochter, „und irre ich mich nicht, so ist es die Taube, die ich dem Falkensteiner Fräulein geschenkt; aber was hat sie am Halse?“ Das Fenster wurde geöffnet und man hatte gar keine Mühe, das zutrauliche Tierchen einzufangen und ihm seine Botschaft abzunehmen. Nach vorgenommener Durchlesung des Briefes sahen sich Vater und Tochter erschrocken an. „Soll es denn wirklich wahr sein?“, sprach der Vater, „dass in diesen angeblichen Mönchen Räuberanführer stecken!“ „Vater“, sprach die Tochter, „beim ersten Anblick beargwohnte ich diese Mönche; wir müssen auf unserer Hut sein.“ „Ja“, sprach der Vater, „jetzt da wir gewarnt sind, haben wir nichts mehr von ihnen zu fürchten, ich will Maßregeln treffen, vermittelt welchen ich der ganzen Bande habhaft werden kann.“

Der Herr weckte nun alle seine kampffähigen Leute in aller Stille, bewaffnete sie und bereitete sie auf den Angriff vor; dabei verhielt man sich so ruhig, als wenn nicht das Geringste im Schloss vorgefallen wäre.

Um Mitternacht verließen unsere Mönche heimlich ihr Schlafgemach, begaben sich nach dem Schlosshofe und öffneten geräuschlos die Tore, vor welchen schon ihre Spießgesellen harrten. Ruhig überschritten sie den Hof, um in’s Schloss einzudringen.

Auf einmal klappte das Tor mit großem Gepolter zu und wurde den Räubern ein donnerndes Halt zugerufen. Nun fielen die Leute des Schieburger’s mir aller Kraft über sie her. Ein heftiger Kampf entspann sich, aus welchem nach Verlauf einer halben Stunde die Burgleute als Sieger hervorgingen. Bis an die dreißig Räuber waren tot und wurde der überlebende kleinere Rest gefangen genommen und den Gerichten übermittelt. Aber auch einige der Burgleute waren getötet worden, andere schwer oder leicht verwundet.

(Aus der Ardenner Zeitung, 1891; abgedruckt in Biller aus der Gemeng Kautebach, 2001)

Rackésmillen – die letzte ihrer Art

Die älteste Wassermühle in Enscheringen stammt aus dem Jahr 1334 und ist damit die älteste noch bestehende Wassermühle in ganz Luxemburg. Bis 1954 mahlte die Rackésmillen Korn, das zur Brotherstellung diente. Das heutige Gebäude wurde 1824 errichtet. Die Rackésmillen ist bis heute voll funktionsfähig. Ein kleiner Wasserlauf treibt unverändert seit dem Jahre 1824 das knarrende Mahlwerk der Rackésmillen.

Die Rackésmillen ist bis heute funktionsfähig. © P. Haas
Geschichte der Mühle
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Die Rackésmillen war seit 1919 im Besitz der Familie Racké. Der letzte Müller, Herr Willy Racké, stellte kurz nach dem Tod seines Vaters 1968 den Kundenbetrieb ein. Die Familie verkaufte die Mühle nicht, sondern betrieb sie als Hobby. So hielt Willy Racké die Mühle weiterhin funktionsfähig und führte sie Freunden und Besuchern vor. Als er sich schließlich aus Altersgründen ernsthafte Gedanken über einen Verkauf machen musste, fand sich 2001 mit dem Naturerlebniszentrum „Robbesscheier“ ein Käufer, der bereits seit längerem an einer funktionstüchtigen Mühle zur Abrundung seines Programmangebotes für Touristen und Schulklassen interessiert war. Die Mühle ist weiterhin in Betrieb und kann besichtigt werden. Das Gebäude wurde renoviert, die Anlagen restauriert und erweitert.

Mühlentechnik
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In der Rackésmillen ist die Anlage von 1902 bzw. 1934 sowie der alte Mahlgang bis heute funktionstüchtig erhalten. Dazu gehören

  • das unterschlächtige Wasserrad,
  • die Transmissionen,
  • der Walzenstuhl,
  • der Elevator,
  • der Plansichter,
  • der Sackaufzug und
  • der alte Mahlgang.

Da sich die Technik beim Mahlgang seit der frühen Neuzeit nahezu gleich geblieben ist und sich auch am Prinzip der Walzenstühle wenig verändert hat, bietet diese Mühle einen Einblick in die Mühlentechnik der letzten 400 Jahre.

Das Wasserrad
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Die Rackésmillen wurde aufgrund des geringeren Gefälles wahrscheinlich schon immer von einem unterschlächtigen Wasserrad angetrieben. Das heutige Mühlrad besteht aus einem Grundgerüst aus Stahl, auf das Schaufeln aus Holz montiert sind. Um einen höheren Wirkungsgrad zu erzielen, weisen sie einen Knick auf.

Unterschlächtiges Wasserrad in der Rackésmillen (http://www.our-explorer.lu/cms/images/big/00024.jpg)
Der Mahlgang
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Ein Mahlgang besteht aus zwei Mühlsteinen, die übereinander liegen. Der untere Stein („Bodenstein“, D) liegt fest, während sich der obere Stein („Läufer“, C) dreht. Beide Steine sind mit einer Holzverkleidung („Holzhütte“) verkleidet. Der Läufer wird vom Wasserrad über den Wellbaum (F), Treibstockräder (G und H) oder eine Transmission sowie das Mühleisen (E) angetrieben. Da die beiden Steine sich nicht direkt berühren und in den Läufer sogenannte Steinschärfen eingehauen sind, wird das Mahlgut zerschnitten und zerrieben. Das Mehl fällt seitlich aus dem Spalt zwischen den beiden Steinen heraus. Es gelangt über eine Mehlrutsche und verschiedene, grobe Siebe zu den Absackstutzen.

Mahlgang einer Mühle. Bodenstein=D, Läufer=C, Wellbaum=F, Treibstockräder=G,H, Mühleisen=E
Der Walzenstuhl
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Kern des Walzenstuhls sind zwei Walzen (A und B), die sich gegenläufig und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit drehen. Zwischen ihnen wird das Mahlgut gemahlen. Die kleinere Walze oben („Speisewalze“, c) sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Mahlgutes. Da der Walzenstuhl im 1. Stock aufgestellt ist und das Mahlgut von oben her zugeführt wird, war auch in der Rackésmillen ein Sackaufzug erforderlich, um das angelieferte Getreide nach oben und die fertigen Produkte wieder nach unten zu befördern. Äußerlich sichtbar ist das an dem kleinen Erker über der Eingangstür.

Walzenstuhl. Walzen=A, B; Speisewalze=C
Der Elevator
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Ein Elevator ist im Prinzip nichts anderes als ein Aufzug für das Mahlgut, das unten aus dem Walzenstuhl herauskommt und zum Sieben und für einen weiteren Mahlgang wieder nach oben befördert werden muss. Kern eines Elevators ist ein Endlosgurt, an dem Becher montiert sind. Sie nehmen das Mahlgut unten auf, befördern es nach oben und werfen es dort aus. Dieser Gurt ist von einem geschlossenen Gehäuse (Elevatorschacht) umgeben. Auch der Elevator der alten Anlage wird in der Rackésmillen über eine Transmission vom Wasserrad angetrieben.

Der Plansichter
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In der Rackésmillen hängt der Plansichter ganz oben unter dem Dach. Dabei handelt es sich um eine Art großen Kasten, der an Bambusstangen flexibel aufgehängt ist und über eine Transmission sowie einen Exenter in Schwingungen versetzt wird. Innen sind übereinander Siebe mit immer kleinerer Maschenweite montiert, über die sich kleine Bürsten bewegen, damit sie sich nicht zusetzen. So kann das Mahlgut, das im Walzenstuhl gemahlen und mit dem Elevator nach oben befördert wurde in seine verschieden großen Bestandteile getrennt werden. Die Schalenbestandteile und der Schrot werden aussortiert, die gröberen Mehlqualitäten und der Grieß können für einen weiteren Durchgang wieder dem Walzenstuhl zugeführt werden.

Der Sackaufzug
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Da der Walzenstuhl im 1. Stock aufgestellt ist und das Mahlgut von oben her zugeführt wird, war auch in der Rackésmillen ein Sackaufzug erforderlich, um das angelieferte Getreide nach oben und die fertigen Produkte wieder nach unten zu befördern. Äußerlich sichtbar ist der Sackaufzug an dem kleinen Erker hoch über der Eingangstür.

Sackaufzug am Erker in der Rackésmillen.

Fléizen im Kiischpelt

An der Klerf, wahrscheinlich auch an größeren Seitenbächen wie dem Pentscher Baach, arbeitete man mit Wehren, den so genannten „Schleisen“. Von dort aus führten Gräben nahezu horizontal in die Wiesen hinein. Das Bewässerungssystem wurde von einer Genossenschaft („Syndicat“) betrieben und unterhalten, deren Mitglieder die Besitzer der bewässerten Wiesen waren. Der Präsident des „Syndicats“ regelte die notwendigen Arbeiten, die Schließung der Wehre sowie die Verteilung des Wassers. Gefährlich war dabei vor allem die Reinigung der Wehre nach dem Hochwasser. Die Wiesen an der Klerf wurden in der Regel nur einmal im Jahr, nach der Heuernte im Juli, dem „Heemoont“, bewässert. Wegen der Fischerei und der anderen Nutzer (z. B. den Mühlen) musste immer ein bestimmter Wasserdurchfluss erhalten bleiben. Jedes Wehr wurde für etwa acht Tage geschlossen. Da die Gräben nahezu horizontal angelegt waren, konnte man mit den Schiebern im Wehr den Wasserstand so regulieren, dass die Gräben überliefen. Das Wasser lief auf der gesamten Länge in die Wiesen hinein. Es stand etwa zwei Zentimeter hoch über der Grasnarbe. Die überfluteten Wiesen waren für die Kinder ein beliebter Spielplatz. Diese Bewässerung der Wiesen führte dazu, dass der Ertrag beim zweiten Schnitt, dem „Groum“, deutlich besser ausfiel.

Bauweise der Wehre
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Im Kiischpelt sind bei einigen der Wehre heute noch Mauern, Fundamente, Dämme und die Ansätze der Hauptgräben in großen Teilen erhalten. Insbesondere bei den Wehren unterhalb des Bahnhofs von Wilwerwiltz, „a Wiss“ und „a Wanaal“ kann man die Überreste gut erkennen. Diese drei Wehre sowie das obere Wehr im „Bréil“ sind sehr ähnlich konstruiert. Das deutet darauf hin, dass sie nach einem einheitlichen Plan und etwa zur gleichen Zeit (1920er und 1930er Jahre) gebaut wurden. 

Der Lageplan zeigt das Wehr „An Heeschtert“. Es befindet sich etwa 100 m oberhalb der „Willbrordkapelle“, die einfach zu erreichen ist: gegenüber der Kirche in Wilwerwiltz zweigt der Radweg in Richtung Lellingen ab. Nach etwa 500 m erreicht man die Kapelle. Sie liegt in den Wiesen „A Wiss“.

Das Wehr war folgendermaßen konstruiert:

Bauweise eines Wehrs zur Wiesenbewässerung
1. Die Widerlager

Den Kern bilden zwei massive Widerlager (1) für das eigentliche Wehr. Diese Widerlager sind etwa 1,50 m dick und drei Meter lang. Die Oberkante liegt etwa 2,50 m über dem Flussbett.

Massives Widerlager aus Stein
2. Das hölzerne Wehr

Zwischen diesen Widerlagern befand sich das eigentliche Wehr (2). Wie man auf dem Foto aus dem Jahr 1979 erkennen kann, war es aus massiven Eichenbalken gebaut und wies drei Durchlässe auf, die mit Schiebern verschlossen werden konnten. Im Flussbett war ein weiterer Eichenbalken eingesetzt, auf dem die Schieber aufsetzten. Er ist beim Wehr „A Wiss“ noch erhalten.

Hölzernes Wehr zwischen den Widerlagern
3. Befestigung und Durchlass

Unterhalb der Widerlager war das Ufer auf beiden Seiten auf einer Länge von etwa 15 Metern befestigt (3), so dass ein Durchlass von etwa 20 m Länge entstand (4). Außerdem war das Flussbett im Bereich des kompletten Durchlasses befestigt. Dieser Durchlass sollte Verwirbelungen im Unterwasser und damit Erosion im Flussbett und an den Ufern vermeiden.

Befestigtes Ufer mit Durchlass
4. Dämme und Gräben

Am Ufer mit dem flachen Hang setzten an den Widerlagern flache, etwa 1 m hohe Erddämme (5) an, die es ermöglichten, dass Wasser entsprechend höher aufzustauen und damit auch etwas höher gelegene Wiesen zu bewässern. An der Seite zum Steilufer hin zweigte jeweils der Hauptgraben (6) ab. In den Wiesen selbst verzweigten sich diese Hauptgräben dann in mehrere kleine Bewässerungsgräben. Von ihnen ist heute nur noch wenig zu sehen. Sie wurden später meistens völlig aufgefüllt und planiert.

Lage der Wehre an der Klerf
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Die Karte mit dem Verlauf der Klerf zwischen Enscherange und dem „Lellger Bréil“ zeigt, dass jede Flussschlinge genutzt wurde, entweder zur Wiesenbewässerung, zum Antrieb einer Mühle oder zur Versorgung einer Gerberei.

Fast jede Flussschlinge wurde für den Antrieb von Mühlen, Gerbereien oder die Wiesenbewässerung genutzt.

Für die Wiesenbewässerung gab es insgesamt 8 Wehre:

  1. Das Wehr etwas oberhalb der Lohmühle in Enscherange versorgte vor allem die Lohmühle und die Gerberei mit Wasser. An der Lohmühle zweigte aber auch ein Graben ab, der die Wiesen zwischen der Lohmühle und der heutigen Primärschule bewässerte. Der Verlauf dieses Grabens ist heute noch an der Sumpfvegetation in den Wiesen zu erkennen. Möglicherweise zweigte von diesem Wehr auch auf der rechten Flussseite ein kleinerer Graben ab, der die Wiesen zwischen Klerf und den Häusern bewässerte.
  2. Das nächste Wehr lag wahrscheinlich etwa auf Höhe der heutigen Primärschule. Von dort zweigte ein Graben ab, der die Wiesen „am Band“ zwischen der Klerf und der Bahnlinie mit Wasser versorgte.
  3. Das Wehr am markanten Flussknick etwa 100 m oberhalb des Bahnhofs in Wilwerwiltz war für die Lohmühle und Gerberei am Bahnübergang gedacht. Allerdings befand sich früher am Auslauf unterhalb dieser Mühle eine Schleuse für die Wiesen nördlich der Hauptstraße.
  4. Unterhalb des Bahnhofs, direkt unterhalb der Eisenbahnbrücke hinter der ehemaligen Sägemühle, befand sich ein weiteres Wehr zur Bewässerung der Wiesen „a Wénkel“. Dort haben sich Reste der Holzkonstruktion bis heute erhalten.
  5. Das nächste befand sich „an Heeschtert“ (bzw.“a Wiss“), etwa 100 m oberhalb der Willibrordkapelle. Von dort aus wurden die Wiesen an der Kapelle, vor allem aber die Wiesen auf der anderen (linken) Fluss-Seite „an Heeschtert“ bewässert. Hier ist der Graben vom Wehr in Richtung Willibrordkapelle noch an der Vegetation zu erkennen. Vom Hauptgraben auf der linken Flussseite ist „an Heeschtert“ noch der obere Gewölbeteil des Durchlasses unter dem Radweg zu sehen.
  6. Gut erhalten ist auch das Wehr „an Wanaal“. Von dort aus wurden die unteren Wiesen „an Heeschtert“, vor allem aber die Wiesen „an Wanaal“ mit Wasser versorgt.
  7. Etwas flussaufwärts von der Eisenbahnbrücke oberhalb von Lellingen wurde mit einem Mühlenwehr Wasser für die Mühle bei Lellingen abgezweigt. Ein in den Mühlenkanal eingebauter Schieber zeigt, dass dieses Wasser aber auch für die Wiesen genutzt wurde.
  8. Im „Lellger Bréil“ schließlich gab es zwei weitere Bewässerungswehre. Das erste lag unterhalb des „Hondswénkels“ unmittelbar vor dem markanten Knick der Klerf. Von hier aus wurden Wiesen auf der linken Flussseite bewässert. Etwa 200 m unterhalb, dort, wo die Klerf sich vom rechten Ufer löst, lag schließlich ein Wehr, von dem aus ein Graben die Wiesen auf der rechten Seite bis etwa zur Eisenbahnbrücke am Südportal des Lellinger Tunnels versorgte.

Auch im Bereich der Ortslage in Enscherange gibt es Reste von Gräben, die möglicherweise zur Bewässerung genutzt wurden. Darüber hinaus gibt es sowohl oberhalb von Enscherange als auch zwischen dem „Lellger Bréil“ und der Schuttburger Mühle weitere Bewässerungswehre und -gräben.

Verarbeitung der Lohe

Wegen ihres hohen Gehalts an Gerbstoffen verwendete man die Rinde verschiedener Eichenarten früher größtenteils zum Gerben von Leder. Mittlerweile wurde die Eichenrinde in der Lederindustrie größtenteils durch künstliche Gerbstoffe ersetzt. In der Naturheilkunde besitzt sie aber nach wie vor Bedeutung als Mittel gegen entzündliche Hauterkrankungen, auch im Mund- und Rachenbereich, oder gegen Durchfall.

Gerbstoffe
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Gerbstoffe, die auch als Tannine bezeichnet werden, zeichnen sich chemisch dadurch aus, dass sie sich mit Eiweißen verbinden, was zu erheblichen Änderungen der Eigenschaften der Eiweiße führt. Abgezogene Tierhaut wird dadurch zu Leder, einen Prozess, den man als „Gerben“ bezeichnet. Gerbstoffe kommen in Blättern, Hölzern, Rinden, Früchten und Wurzeln von Pflanzen vor wie zum Beispiel in Eichen, Kastanien, Fichten, Mimosen, Tee- und Kaffeepflanzen. Im Ösling liefert die Rinde junger Eichen das Ausgangsmaterial für die Gerbstoffgewinnung. Dabei spielt es entgegen der früheren Auffassung keine Rolle, ob es sich um Trauben- oder Stieleichen handelt. Wichtig ist aber, dass die Bäume noch keine grobe, rissige Borke entwickelt haben, da die Glanz- oder Spielgelrinde junger Eichen einen deutlich höheren Gerbstoffgehalt (bis zu 15 %) aufweist.

Altgrubengerbung
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Bei der traditionellen Pflanzengerbung in Gruben wird mit rein pflanzlichen Gerbstoffen gearbeitet. Man verzichtet auf alle gerbbeschleunigenden Zusätze. Außerdem wird während der eigentlichen Gerbung die Haut nicht bewegt und die Temperatur nicht von außen erhöht. Die Gerbung umfasst folgende Arbeitsschritte:

Die Crouponage

Bei allen Gerbverfahren müssen die Häute für das eigentliche Gerben vorbereitet werden. Das beginnt mit dem Zuschnitt, der so genannten Crouponage. Die Haut von Säugetieren besteht aus drei Hauptschichten: der Oberhaut (Epidermis), der Lederhaut (Dermis oder Corium) und Unterhaut (Subcutis). Die Oberhaut ist die eigentliche äußere Schutzhülle. Die Unterhaut enthält neben den größeren Blutgefäßen, Nerven, Sinneszellen, Fett und lockeres Bindegewebe. Für das Leder verwendet man nur die mittlere Schicht, die Lederhaut. Sie besteht zum größten Teil aus Bindegewebsfasern, die wiederum zum größten Teil aus Kollagen bestehen, dem häufigsten Eiweiß überhaupt. Kollagenfasern sind enorm zugfest und lassen sich nicht dehnen. Diese Fasern halten den Körper sozusagen zusammen. Aus Kollagen (in Knochen) kann man auch Leim herstellen. Daher kommt der Name für dieses Eiweiß.

Die Wasserwerkstatt

Da nur die Lederhaut verwendet wird, müssen vor dem Gerben sowohl die Oberhaut als auch die Unterhaut mit allen Fleischresten entfernt werden. Dies erfolgt in der Wasserwerkstatt. In der „Weiche“ wird die Haut gewaschen, Verschmutzungen werden so entfernt. Gleichzeitig nimmt die teilweise angetrocknete Haut Wasser auf und wird dadurch wieder flexibler. Anschließend wird die Haut in Kalkmilch, also in einem alkalischen Milieu, eingelegt („geäschert“). Hier setzt ein Fäulnisprozess ein, durch den sich innerhalb von etwa 12 Stunden die Haare von der Haut lösen. Nächster Schritt ist die Entfernung der letzten Fleisch- und Fettreste sowie der Unterhaut. Früher wurden die Häute dazu auf einen schräg gestellten Stamm, den sogenannten Gerberbaum gelegt. Fleisch- und Fettreste wurden dann von Hand mit Hilfe eines speziellen Messers, dem Scherdegen, entfernt. Heute verwendet man eine Entfleischungsmaschine, in der ein Messerzylinder mit ca. 1.800 U/min rotiert. Schließlich werden die Häute in der Streichmaschine auch auf der Narbenseite (Oberseite) endgültig vom „Gneist“, also von der Hornschicht, den Haarwurzeln und Pigmentresten gereinigt.

Die Häute sind nun sehr stark aufgequollen und alkalisch. In der „Neutralisierungs- und Entkalkungshaspel“ werden die Äscherchemikalien entfernt und die Haut in einen neutralen pH-Wert überführt. Sie erhält wieder ihren natürlichen Quellungszustand und kann so im weiteren Verlauf der Gerbung die Gerbstoffe überhaupt erst aufnehmen. Die Häute verlassen als weiße, glatte Blöße“ die Wasserwerkstatt.

Die Gerbung

Der „Farbengang“ nimmt etwa vier Wochen in Anspruch. Mit Hilfe von immer konzentrierterer Gerbbrühe werden die Kollagen-Fasern der Haut geöffnet und so darauf vorbereitet, die Gerbstoffe aufzunehmen. Danach werden die Häute zweimal für sechs Wochen mit jeweils einer Zwischenlage Lohe in der Gerbbrühe versenkt. Zur anschließenden eigentlichen Gerbung werden die Häute mit jeweils einer Zwischenschicht Gerbstoffen in etwa drei Meter tiefen Eichenholzgruben aufgeschichtet. Erst zum Schluss wird die Grube mit Gerbbrühe aufgefüllt. Je nach Dicke bleiben die Häute für neun bis zwölf Monate in diesen Gruben. Damit dauert der gesamte Gerbprozess zwölf bis 15 Monate.

Trocknung und endgültige Zurichtung

Wenn das Leder „gar“ ist, wird es zugerichtet. Zunächst werden letzte Fleisch- und Gewebereste entfernt. Überschüssige Flüssigkeit wird herausgepresst („abwelken“) und das Leder schließlich von beiden Seiten her in einer Trommelstoßmaschine geglättet. Dann wird das Leder eingeölt, damit es flexibler und geschmeidiger wird, und zum Trocknen aufgehängt. Dabei muss einerseits die Belüftung kontrolliert werden, anderseits wird auf eine zusätzliche Heizung verzichtet. Für das anschließende Walzen wird das Leder etwas angefeuchtet, anschließend noch einmal abgelüftet, schließlich nachgeschnitten und in die handelsübliche Form gebracht.

In Form geschnitten ist das Leder versandfertig.
Das Leder

Das mit Lohe gegerbte Leder hat ein schönes Narbenbild und einen warmen, holzähnlichen Ton. Es ist extrem abriebfest, zäh und dabei flexibel, stark wasserabweisend und atmungsaktiv. Es absorbiert Fußschweiß und wirkt durch die eingelagerten Gerbstoffe desodorierend und keimtötend. Deshalb eignet es sich sehr gut als Sohlenleder, sowohl für Lauf- als auch für Brandsohlen, für Vorder- und Hinterkappen sowie für den Einsatz im orthopädischen Bereich.

Kosmetik und Naturheilkunde
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Bei den Anwendungen in der Körperpflege und der Naturheilkunde bewirken die Gerbstoffe der Eichenrinde, dass sich kleine Verletzungen der Haut oder der Schleimhäute schließen und so gleichzeitig nach außen hin geschützt werden. Dadurch sind sie z. B. für Bakterien nicht mehr zugänglich. Die Reaktion hat damit auch eine entzündungshemmende Wirkung. Im Ösling wird Lohextrakt seit 2004 in Produkten der Genossenschaft „Bléi vum Séi“ verwendet (Kosmetikprodukte und Lohebonbons (Loumellen). Die Lohe hierfür stammt aus Wilwerwiltz.

Traditionnelle Wohnhäuser

Die traditionellen Öslinger Häuser gehören in der Regel zu den quergeteilten Einhäusern. Sie unterscheiden sich allerdings in einigen Details von den Häusern in anderen Teilen Luxemburgs bzw. der Großregion. Diese Details spiegeln einerseits die ökonomische Situation, andererseits die Unterschiede im Naturraum wieder. Diese Häuser sind oft dürftiger, einfacher und gedrungener als zum Beispiel im Gutland. Die Räume im Erdgeschoss sind oft so niedrig, dass man die viereckigen Deckenbalken mit dem ausgestreckten Arm berühren kann.

Materialien und Baustoffe
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Die Häuser wurden im Ösling meist aus Schiefer gebaut. Die Steine wurden bis in die 50er Jahre des 20. Jh.s meistens selbst gebrochen. Deshalb findet man noch heute kleine Steinbrüche in Dorfnähe. Die dicken Mauern wurden mit einem selbst gemachten Kalkputz verputzt und mit Kalkfarbe weiß angestrichen. Den Kontrast dazu bildeten die Einfassungen der Fenster und Türen. Sie waren bei den Öslinger Häusern meist grau, braun oder grün angestrichen. Wer es sich leisten konnte, baute Einfassungen aus Sandstein, Pierre Bleu Belge (belgischer Blaustein) oder einem ähnlichen Gestein ein. Häufig findet man aber auch noch Fenstereinfassungen aus Holz. Die Haustür wurde oft durch eine besondere Gestaltung betont. Auf dem Türsturz findet man häufig die Jahreszahl der Fertigstellung und die Monogramme der Erbauer, oft eines Ehepaares. Farblich abgesetzte Einfassungen von Fenstern und besonders gestaltete Haustüren waren typisch für Öslinger Häuser. Öslinger Häuser mit steiler Dachneigung waren früher oft mit Stroh gedeckt. Durch die stärkere Dachneigung lief das Wasser besser ab. Ab dem 19. Jh. setzte sich dann, wegen der Feuergefahr und meist auf staatlichen Druck hin, die Schiefereindeckung durch. Auf alten Dächern sieht man manchmal noch die großen, alten, grob gehauenen Schieferplatten (Scherbangen). Die größeren Platten bilden dabei die ersten Reihen. Nach oben geht die Eindeckung dann in kleinere Formate über. Dieser Schiefer kam zunächst aus den Gruben von Vielsalm (Belgien). Neben Schiefer kommt dort übrigens auch „Coticule“ vor. Das ist ein sehr seltenes, etwa 480 Millionen Jahre altes Gestein. Daraus lassen sich spezielle, extrem harte Schleifsteine, die „belgischen Brocken“, herstellen. Coticule wird heute noch abgebaut. Die luxemburgischen Schiefervorkommen in Asselborn und Martelingen wurden später ausgebeutet. Heute sind alle Schiefergruben in unserer Region geschlossen. Die nächsten Schiefergruben befinden sich in Mayen/Osteifel. Der Schiefer wird heute vor allem aus Spanien und Portugal, teilweise sogar aus Kanada importiert.

Haustypen im Kiischpelt
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Quergeteiltes Einhaus: Kleinbauernhaus in Lellingen

An diesem Kleinbauernhaus aus Lellingen kann man die typischen Merkmale der traditionellen Häuser in der Großregion gut erkennen.

  • Es ist ein lang gestrecktes Haus mit Satteldach und einem durchlaufenden First.
  • Wohn- und Wirtschaftsräume (Ställe, Scheune usw.) sind unter einem Dach untergebracht. Deshalb nennt man diese Häuser „Einhaus“.
  • Das Haus ist senkrecht zum First geteilt („quer-geteilt“).
  • Türen und Tore liegen an der Längs- oder Traufseite. Der Begriff „Traufseite“ kommt aus der Zeit, in der es noch keine Dachrinnen gab und das Regenwasser auf die Straße oder den Hof tropfte. Die Anordnung der Türen und Fenster zeigt die innere Aufteilung des Hauses.

Im Kiischpelt gibt es vor allem vier Varianten dieser Hausform: das Tagelöhnerhaus, das Kleinbauernhaus, das mittelgroßes Bauernhaus und den Winkelhof.

Das Tagelöhnerhaus
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Tagelöhnerhaus
Aufteilung (K=Küche, St=Stall, Sz=Schlafzimmer)

Es ist von sehr bescheidenen Ausmaßen und beherbergte eine Familie in einem oder zwei kleinen Zimmern mit Küche, Wohnraum und einem Schlafzimmer. Im Stall war nur Platz für 2 bis 3 Ziegen, die tagsüber von den Kindern zum Weiden an den Wegen entlang oder in den Wald geführt wurden. Weil diese Familien kein Land besaßen, konnte sie sich kein Großvieh leisten. Diese Häuser waren ursprünglich vor allem mit Stroh gedeckt.

Das Kleinbauernhaus
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Kleinbauernhaus
Aufteilung (K=Küche, St=Stall, Sch=Scheune, Sz=Schlafzimmer)

Es ist wie das Tagelöhnerhaus meist nur einen Raum breit („einraumtief“). Oft wurde das ebenerdige Haus später um ein Stockwerk erhöht, wobei natürlich eine Treppe, meistens in der Küche, nachgebaut werden musste. Stall und Scheune waren kaum größer als der Wohnteil und boten Platz für ein paar Kühe. Auf dem Heustall lagerten die nötigen Futterreserven für den Winter.

Viele von diesen Kleinbauernhäusern haben sich erstaunlicherweise bis heute erhalten, weil mit der anlaufenden Industrialisierung am Ende des letzten Jahrhunderts der Kleinbauer Arbeit fand, während sich die Hausfrau mit den Kindern um den landwirtschaftlichen Betrieb kümmerte. Diese Hausform wurde dann zum „Arbeiterbauernhaus“.

Das mittelgroße Bauernhaus
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Mittelgroßes Bauernhaus mit Krüppelwalm
Aufteilung (Pst=Pferdestall, Sd=Tenne, Kst=Kuhstall, Sp=Speisekammer, K=Küche, S=Stube, Wohnzimmer)

Es ist ein zweiraumtiefes, zweigeschossiges Haus. Mit seinem breiten Giebel wirkt es stämmig und fast schwerfällig. Ein Flur teilt den Wohnteil etwa in der Mitte. Links und rechts des Flures liegen jeweils zwei Räume. Es weist demnach meist vier Wohnräume pro Stockwerk auf. Die Wirtschaftsräume wurden häufig um einen Trakt erweitert, weil die Ochsengespanne vom Pferd abgelöst wurden. Der Pferdestall wurde einfach angebaut. Die Dächer dieser Häuser weisen meistens einen Krüppelwalm und Dachgauben auf. Beides ist ein Hinweis darauf, dass der Dachboden als Kornspeicher oder als Schlafraum ausgebaut wurde. Oft wohnte das Gesinde in diesen Dachräumen.

Der Winkelhof
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Winkelhof
Aufteilung (K=Küche, Ws=Werktagsstube, Sp=Vorratsraum, Bs=gute Stube, Kst=Kuhstall, Sd=Tenne, Pst=Pferdestall, Km=Kammer, Sch=Scheune)

Er ist eigentlich eine Erweiterung des mittelgroßen Bauernhauses. Aus Platzgründen konnte das Haus nicht einfach verlängert werden. Deshalb wurde ein neuer, quer gestellter Flügel an den Wirtschaftstrakt angebaut. So entstand ein windgeschützter, teils eingeschlossener Hof, der sowohl als Wirtschaftsraum wie auch als Lebensraum diente. Diese Flügel konnten auch auf beiden Seiten angebaut werden (Dreikantenhof oder Dreiseitenhof). Wenn es den Familien wirtschaftlich gut ging, wurde häufig auch der Wohnteil bei einem Ausbau oder Neubau vergrößert. Dazu wurden auf beiden Seiten des Flures Wohnräume errichtet.

Die Hochscheune – eine Öslinger Spezialität
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Darstellung einer Hochscheune

Im Kiischpelt gibt es eine ganze Reihe dieser Häuser. Wie der Name schon verrät liegt die Scheune über den Ställen. Wenn das Haus am Hang liegt, kann man so von der Rückseite her direkt in die Scheune einfahren. Die Ernte muss dann nicht vom Erdgeschoss aus hinaufgereicht werden.

Lag das Haus nicht so günstig, dient eine mit Mauern abgestützte Erdrampe als Auffahrt. Wenn es erforderlich ist, kann die Scheuneneinfahrt auch auf die Giebelseite verlegt und über eine Erdaufschüttung oder eine Bogenbrücke (Scheierbrück) zugänglich gemacht werden.